Einige der zentralen Ereignisse in der Thebais des Statius (1. Jh. n. Chr.) geschehen heimlich bei Nacht. Dazu zählen nicht nur Überfälle, die den Bruder- bzw. Bürgerkrieg um Theben vorantreiben, sondern auch heimliche Taten im Zeichen der pietas, die sich gegen die Auswüchse des in der Thebais allgegenwärtigen nefas richten. Die große Zahl, der Umfang und die thematische Bandbreite dieser Passagen sind bemerkenswert, denn schließlich stellen heimliche Nachtaktionen in den anderen antiken Epen meist Ausnahmen dar und dienen vornehmlich militärischen Zwecken.
Diese Studie untersucht die Bedeutung der heimlichen Nachtaktionen in der Thebais. Sie zeigt auf, dass die spezifische Ausprägung dieser epischen Bauform mit der besonderen Thematik des Epos korrespondiert: Zentrale Aspekte wie die Auswirkungen des Bürgerkrieges auf die Menschlichkeit der Akteure und Akteurinnen, die Auflösung von Geschlechtergrenzen, die Einflussnahme der Unter- auf die Oberwelt und die Frage nach der Vermittlung von Ruhm im Kontext eines verhängnisvollen Konflikts werden in den heimlichen Nachtaktionen besonders akzentuiert.
Über den Autor
Konstantin Ameis, geboren 1988, studierte an der WWU Münster Latein und Geschichte. Nach dem Ersten Staatsexamen war er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Klassische Philologie in Münster tätig. Im Jahr 2020 erfolgte die Promotion in Lateinischer Philologie. Im Jahr 2021 legte er das Zweite Staatsexamen ab.