Leben aus dem Koffer. Gehversuche im Exil
Tagebücher

Arinli, Sehbal Senyurt
Leben aus dem Koffer. Gehversuche im Exil
Tagebücher
Valiz Içinde Yasamak. bir münzevinin güncesinden bir mültecinin güncesine…

Für das PEN-Zentrum Deutschland herausgegeben von Peter H. E. Gogolin
Übersetzungen von Sabine Adatepe, Mehmet Hulkio Demirel und Monika Demirel

 
Auflage
1. Auflage
Umfang
239 Seiten
Einband
kartoniert
Erscheinungstermin
24.01.2022
Bestell-Nr
24737
ISBN
978-3-402-24737-2
Preis
19,90
Es reißt dich aus dem Bett, dein kalter Schweiß riecht nach kaltem Meer. Wieder die berühmte »Wo bin ich«-Frage. Immerhin überwindest du sie diesmal schneller. Du hast dich daran gewöhnt. Du drehst dir eine Zigarette, wickelst die Wolldecke um dich und trittst auf den Balkon hinaus. Soeben ist der Tag angebrochen, der Wind weht leicht, aber kühl. Weiter geht der Tanz vereinzelter Lindensamen, die hinunter zur Erde wollen. Bei Nachbarn gegenüber brennt Licht. Hier beginnen die Arbeitszeiten sehr früh. Du kauerst auf dem Balkon und träumst weiter. »Du hast es dir nicht ausgesucht zu gehen.« Die alte Leier. »Was hättest du denn tun können, wenn du nicht gegangen wärest …«, »Nichts …«, »Was gäbe es, was du nicht versucht hättest …«, »Nichts …«, »Bist du nicht bis zum letzten Moment geblieben …«, »Trotzdem …« Wann hast du nur so viele finstere Schuldgefühle angehäuft?

Die Autorin:
Sehbal Senyurt Arinli ist studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin. 1962 in Giresun geboren, lebte sie in Istanbul, Ankara, Bodrum, Amed (Diyarbakir).
Die Schriftstellerin, Dokumentarfilmerin, -produzentin und erste Kamerafrau der Türkei arbeitete für internationale Presseorgane und verwirklichte Projekte im Ausland. Ihre vielen Filme, u. a. »Sulhname« (Das Friedensbuch) oder »Kirlangicin Yuvasi« (Das Nest der Schwalbe), wurden in zahlreichen Ländern gezeigt.
Als Gründerin des Dokumentarfilmerverbands BSB engagierte sie sich für Frauen in der Medienbranche, ist ein Gründungsmitglied der Frauennachrichtenagentur JINHA.
Ihre Schwerpunktthemen: Genozid, Bevölkerungsaustausch, Exil/Verbannung, Minderheitenrechte, Kurdenkonflikt, Antimilitarismus, Entwicklung alternativer ökologischer Lebensmodelle. Sie engagierte sich in verschiedenen NGOs, besonders zur demokratischen Lösung des Kurdenkonflikts sowie politisch in verschiedenen Funktionen, u. a. kandidierte sie für das Parlament 2011.
Im Juli 2017 wurde sie wegen ihrer politischen Haltung festgenommen. Nach der Freilassung konnte sie nach Deutschland fliehen. Von September 2017 bis Dezember 2020 lebte sie als PEN-Stipendiatin des »Writers in Exile«-Programms in Nürnberg, anschließend in Fürth. Ihr künstlerischer Schwerpunkt liegt auf der Literatur. »Zwei Autorinnen im Transit, Ein Dialog« mit Terezia Mora wurde 2019 veröffentlicht. In Deutschland erschienen 2021 Texte in Zeitschriften und Anthologien.

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