Bis heute sind große Teile der Forschung zum Iberischen Mittelalter geprägt von Modellen, die den Antagonismus zwischen zwei religiösen Großsystemen betonen: Die mittelalterliche Hispania wird gemeinhin als Schauplatz der Konfrontation und des Austauschs einer ‚christlichen‘ und einer ‚muslimischen‘ Welt beschrieben. Dieses dichotome Modell wird aber der tatsächlichen Vielfalt der kulturellen Ordnungen, die sich seit 711 durch Hybridisierung und transkulturelle Verflechtungen auf der Iberischen Halbinsel ausbildeten, nicht gerecht. Am Beispiel der traditionell als ‚Mozaraber‘ bezeichneten christlichen Bevölkerungsgruppen entwickelt und erprobt der vorliegende Band daher alternative Ansätze für die Untersuchung kultureller Identitätskonstruktionen angesichts konkurrierender und damit mehrdeutiger Sinn- und Orientierungsangebote: ‚Kulturelle Identität‘ wird dabei nicht so sehr als kennzeichnende Wesenheit, sondern vielmehr als flexible und kontextabhängige Strategie im Akkulturationsprozess begriffen. Insgesamt achtzehn interdisziplinäre Beiträge von internationalen Experten beleuchten aus dieser Perspektive die Vielfalt kultureller Ordnungskonfigurationen und ihrer Überschneidungen auf der mittelalterlichen Iberischen Halbinsel in den exemplarischen Feldern Religion, Gemeinschaft, Sprache, Raum und Zeit.
Über den Autor
Dr. Matthias Maser ist Akademischer Oberrat am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Prof. Dr. Klaus Herbers ist Inhaber des Lehrstuhls für Mittelalterliche Geschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Prof. Dr. Michele C. Ferrari ist Inhaber des Lehrstuhls für lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Prof. em. Dr. Hartmut Bobzin vertrat bis 2013 das Fach Islamwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.