Die evangelisch-lutherische Sebalduskirche in Nürnberg ist die älteste Pfarr- und Ratskirche der Stadt. Sie liegt am Fuß des Burgbergs, nahe Rathaus und Hauptmarkt und ist als Gemeindekirche Albrecht Dürers und Wirkstätte Johann Pachelbels bekannt.
Aber wer war ihr Namensgeber Sebald, der mit der Gründungsgeschichte der Stadt legendenhaft verwoben und dessen Kult 1425 durch Rom bestätigt wurde?
Zwar ist schon für das Jahr 1072 belegt, dass Gläubige zu seinem Grab pilgerten, aber seine Herkunft und sein Wirken bleiben unklar. Wahrscheinlich kam Sebaldus als Priester in die Siedlung unterhalb des Burgbergs und wurde nach seinem Tod in der von ihm erbauten Peterskapelle begraben. Im 13. Jahrhundert errichtete man über seinem Grab die heutige Kirche, die im 14. Jahrhundert durch einen Hallenchor erweitert und 1519 mit dem monumentalen Sebaldusgrab ausgestattet wurde.
Mit dem Aufstieg Nürnbergs zur freien Reichsstadt wurde der heilige Sebald durch das starke Patriziat zum Stadtpatron und als Symbol für Unabhängigkeit und Schutz in Nöten weiterentwickelt. Seine Verehrung hielt über die Jahrhunderte an, auch nach der Reformation.
Die Publikation beleuchtet erstmals interdisziplinär und transepochal die Person Sebalds – von den Legenden, über die Reformationszeit bis zur Visitation seiner Gebeine im Jahr 2019.
Mit Beiträgen von Sibylle Appuhn-Radtke, Katja von Baum, Jürgen Bärsch, Kerstin Brendel, Martin Brons, Maria Ellinger-Gebhardt, Peter Fleischmann, Nicole Grochowina, Frank Heydecke, Jürgen König, Volker Leppin, Thilo Liebe, Franz Machilek, Kathrin Müller, Arnold Otto, Anna Pawlik, Georg Salzer, Kristina Schelinski, Hans Reinhard Seeliger, Manuel Teget-Welz, Manfred Welker, Joachim Werz.
Inhaltsverzeichnis
Martin Brons und Kathrin Müller
Einleitung • 1
I. Priester oder Einsiedler?
Franz Machilek
Der heilige Sebald(us). Seine Verehrung und Darstellung in Legende
und Kunst im Wandel der Zeiten • 9
Hans Reinhard Seeliger
Von der Wuste in den Wald und von dort in den Himmel.
Die Entstehung des Eremitenwesens und seine frommigkeitsgeschichtliche
Bedeutung • 65
Volker Leppin
Der Eremit als burgerlicher Stadtheiliger.
Versuch eines hagiographischen Profils des Heiligen Sebaldus • 91
II. Verehrung in Frommigkeit und Kunst
Jürgen Bärsch
Auf den Spuren der Sebaldusverehrung in Liturgie
und Frommigkeitspraxis. Bestandsaufnahme historischer Zeugnisse
aus Mittelalter und Fruher Neuzeit • 105
Peter Fleischmann
Der Name Sebald in Nurnberg • 125
Sibylle Appuhn-Radtke
Pilger und Kirchenpatron. Zur Ikonographie des heiligen Sebald • 145
Anna Pawlik
sand Sebolts sarch. Die Schreine des heiligen Sebaldus • 191
Manuel Teget-Welz
Einige Anmerkungen zum kunst- und kulturhistorischen Kontext
des Sebaldusgrabes • 217
Arnold Otto
Die Anerkennung des Kultes des Heiligen Sebald 1425
Stadt- und kirchengeschichtliche
Einordnung • 227
III. Visitationen im Laufe der Jahrhunderte
Joachim Werz
Liturgische Feier oder traditionelle Burokratie?
Ritualhistorische Beobachtungen und Perspektiven zur Offnung
und Visitation des Sebaldusgrabes in Nurnberg im Wandel
der Jahrhunderte • 247
Nicole Grochowina
Ein lutherischer Heiliger?
Sebald-Verehrung in der Zeit der Reformation • 267
Peter Fleischmann
Die schriftlichen Beilagen im Schrein des heiligen Sebald
uber Besichtigungen der Reliquien von 1463 bis 2019 • 281
IV. Die Visitation im Jahr 2019
Martin Brons, Kathrin Müller und Joachim Werz
Anlass und Umsetzung der Visitation von 2019
Ein Ruckblick im Gesprach • 297
Denkmalpflegerische Massnahmen im Rahmen der Visitation 2019
Kathrin Müller
Ritual und Restaurierung:
Konservatorische Masnahmen im Rahmen der Visitation • 325
Kerstin Brendel
Restaurierungsarbeiten am Bronzegrabmal im Vorfeld der Visitation • 331
Kristina Schelinski
Masnahmen zur Konservierung der holzernen Reliquienladen
bei der Visitation zum 500-jahrigen Jubilaum des Sebaldusgrabes • 335
Maria Ellinger-Gebhardt
Die Reliquienpackchen und deren konservatorische Bearbeitung • 343
Frank Heydecke
Die Protokolle und Urkunden im Sebaldusgrab • 351
Katja von Baum und Manfred Welker
Die Reliquienladen: Konstruktion und Fassung,
Schlosser und Schlussel • 359
V. Anhang
Das Festwochenende vom 19.–21. Juli 2019 • 377
Georg Salzer
Bulle der Heiligsprechung Sebalds. Transkription und Ubersetzung • 411
Peter Fleischmann
Transkription der schriftlichen Beilagen uber die Besichtigungen
des Kopfreliquiars und des Sebaldusgrabes • 419
Jürgen König und Thilo Liebe
Quellen zur Geschichte von St. Sebald im Landeskirchlichen Archiv
der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern • 445