Die vorliegende Studie bietet eine umfassende Analyse des literarischen Œuvres des Laktanz. Mit den klassischen literatur- und sprachwissenschaftlichen sowie historischen Methoden untersucht sie zudem mit Hilfe des Framing-Ansatzes mögliche Adressaten der Schriften des Laktanz. Dabei wird insbesondere Kaiser Konstantin als möglicher Leser in den Blick genommen.
Die Studie macht wahrscheinlich, dass Laktanzens christliches Framing vom Kaiser aufgenommen und in dessen eigenen literarischen Zeugnissen ›remedialisiert‹ wurde.
Bis heute ist Kaiser Konstantins Motivation, das Christentum zu fördern, unklar. Immer wieder wird diskutiert, ob es im Umfeld des Kaisers Christen gab, die Einfluss auf ihn genommen und so seine Hinwendung zum Christentum vorbereitet haben könnten. Dabei wird oftmals auch der christliche Schriftsteller Laktanz (ca. 250–325) angeführt.
Ausgehend davon bietet die vorliegende Studie eine systematische Analyse seines gesamten literarischen Œuvres. Sie verwendet dabei neben den klassischen literatur- bzw. sprachwissenschaftlichen und historischen Methoden den ursprünglich aus der Sozialwissenschaft stammenden ›Framing-Ansatz‹. Er umfasst die bewusste Auswahl bestimmter Worte, Begriffe oder Perspektiven, um eine bestimmte Sichtweise zu fördern oder zu verstärken. Dadurch gewinnt die literarische Strategie des Laktanz an Kontur: Durch bewusstes paganes Framing christlicher Inhalte nimmt Laktanz Einfluss auf die Meinungsbildung und Reaktionen des (Leser-)Publikums.
Die Studie würdigt Laktanz als Bindeglied zwischen der ausgehenden Antike und der beginnenden Spätantike: Er durchbricht die Mauern zwischen paganen Bildungstraditionen und christlicher Abwehrhaltung im lateinsprachigen Westen und forciert somit einen politischen Diskurs bzw. Kampf um die Deutungshoheit am kaiserlichen Hof, der möglicherweise in Konstantins religionspolitischen Schreiben sowie der ›Rede an die Versammlung der Heiligen‹ Spuren hinterlassen hat.
Über den Autor
Michael Bußer studierte Katholische Theologie, lateinische Philologie und Erziehungswissenschaften für das Lehramt an Gymnasium sowie Theologische Studien (M. A.) an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und wurde dort mit der vorliegenden Publikation zum Dr. theol. promoviert.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort • 1
1. Prolog • 3
1.1 Christlicher Einfluss im Umfeld von Kaiser Konstantin • 3
1.2 Hinführung zum Thema • 10
1.2.1 Fragestellung und Aufbau der Arbeit • 10
1.2.2 Einordnung der Studie in den Status quaestionis • 11
1.2.2.1 Übersicht der Forschungsgeschichte zu Laktanz im
Allgemeinen • 11
1.2.2.2 Der Forschungsstand im Speziellen: Das Verhältnis zwischen
Laktanz und Konstantin • 17
1.2.3 Problematisierung der Fragestellung und Methode der Arbeit • 20
1.3 Der Framing-Ansatz • 23
1.3.1 Eine allgemeine Definition von Frames und Framing • 26
1.3.1.1 Heuristik-Frames • 27
1.3.1.2 Kommunikations-Frames • 28
1.3.1.3 Wirkung von Kommunikations-Frames: Äquivalenz- vs.
Betonungsframes • 31
1.3.2 Der spezifische Nutzen: Apologetisches Framing bei Laktanz • 32
1.3.2.1 Der zentrale Kommunikator: Laktanz • 33
1.3.2.2 Zur Wirkung von Frames, ihren Einflussfaktoren und Grenzen • 34
1.3.2.3 Frame-Alignments als Techniken des Framings • 42
1.3.2.3.1 Reframing • 44
1.3.2.3.2 Narratives Framing • 45
1.3.2.3.3 Emotionales Framing • 47
Teil I. Voraussetzungen
2. Erster Anhaltspunkt: Biographische Bezüge zwischen Laktanz
und Konstantin • 53
2.1 Konstantin – Vom Nichtchristen zum ›christlichen Kaiser‹? • 53
2.1.1 Herkunft und Jugend • 58
2.1.2 Der Weg zur Alleinherrschaft • 62
2.1.3 Etappen und Eckpunkte der konstantinischen Religionspolitik • 66
2.2 Laktanz – Vom Nichtchristen zum christlichen Rhetor • 81
2.3 Zwischenfazit • 86
Teil II. Grundlagen
3. Literarisches Programm des Laktanz: Die Divinae institutiones • 91
3.1 Vorbemerkungen • 91
3.1.1 Laktanz, die antike Bildung und der Auftakt zur
›Spätantike‹ • 91
3.1.2 Laktanz und sein literarisches Werk • 98
3.1.3 Datierung, Überlieferung und Quellen der Divinae
institutiones • 100
3.1.4 Inhalt und Aufbau der Divinae institutiones • 105
3.2 Das literarische Programm des Laktanz: Strategisches
Framing als politischer Diskurs • 110
3.2.1 Die Zielsetzung des Laktanz • 110
3.2.2 Apologetik als Institutio – Anmerkungen zu Gattung,
Adressaten und methodologischen Aussagen des Laktanz • 115
3.2.3 Analyse zur methodischen Vorgehensweise des Laktanz • 126
3.2.3.1 Bisherige Untersuchungen zur Methodologie • 126
3.2.3.2 Framing als rezipientenorientierte Methode • 132
3.2.3.2.1 Reframing: Die Zwei-Wege-Lehre • 134
3.2.3.2.2 Semantisches Framing: deus summus • 137
3.2.3.2.3 Kulturelles Framing: Gott als pater et dominus • 139
3.2.4 Dei laudes canere et audire iucundum sit : Zur Poetologie des
Laktanz • 143
3.3 Zwischenfazit: Konstantin als möglicher Leser des christlichen
Rhetors? • 147
Teil III. Die sog. kryptochristlichen Frühwerke des Laktanz
als Brücke zwischen Antike und Christentum?
4. De opificio dei – Der Mensch als wohldurchdachte Kreatur • 151
4.1 Zum Begriff ›kryptochristlich‹ • 151
4.2 Datierung, Verfasserschaft und Überlieferung • 152
4.3 Aufbau und Inhalt • 153
4.4 Gattung und Adressaten • 155
4.5 Paganes Framing – christlicher Leser? • 159
4.6 Zwischenfazit • 160
5. De ave Phoenice – Zwischen Sol und Christus • 162
5.1 Vorbemerkungen • 162
5.1.1 Aufbau und Inhalt • 162
5.1.2 Überlieferung und Verfasser • 166
5.1.3 Datierung, Gattung und Adressaten • 173
5.2 Interpretation • 178
5.2.1 Der Phönix in der paganen Literatur • 178
5.2.1.1 Die Ursprünge des Begriffs ›Phönix‹ und seines Mythos’ • 178
5.2.1.2 Der Vogel Phönix in der römischen Literatur ab dem
1. Jh. nC • 182
5.2.1.3 Die Symbolik des Phönix nach Zeugnissen der paganen
Literatur • 189
5.2.2 Pagane Deutung: Laktanzens De ave Phoenice als klassizistische
Verarbeitung des Phönix-Mythos • 192
5.2.3 Der Phönix in der frühchristlichen Literatur • 200
5.2.3.1 Der Vogel Phönix im Judentum • 200
5.2.3.2 Der Vogel Phönix bei den frühchristlichen Autoren • 204
5.2.3.3 Die Symbolik des Phönix nach Zeugnissen der frühchristlichen
Literatur vor Laktanz • 212
5.2.4 Christliche Deutung: Laktanzens De ave Phoenice als Allegorie
des cultor Dei • 212
5.3 Zwischenfazit • 220
Teil IV. Die Schriften des Laktanz nach der
sog. Konstantinischen Wende
6. De mortibus persecutorum – Zwischen Altem Testament,
römischer Geschichtsdeutung und kaiserlicher Propaganda • 225
6.1 Überlieferung, Verfasserfrage und Datierung • 225
6.2 Aufbau und Inhalt • 226
6.3 Gattung und Adressaten • 228
6.4 Narratives und emotionales Framing • 234
6.5 Zwischenfazit • 244
7. Epitome divinarum institutionum – In aller Kürze • 247
7.1 Datierung und Überlieferung • 247
7.2 Anmerkungen zu Inhalt und Adressaten • 249
8. De ira dei und seine politische Dimension • 253
8.1 Vorbemerkungen • 253
8.1.1 Datierung und Überlieferung • 253
8.1.2 Aufbau und Inhalt • 255
8.1.3 Gattung und Adressaten • 264
8.2 Framing in De ira dei • 266
8.3 Anmerkungen zur politischen Dimension von De ira dei • 271
8.4 Zwischenfazit • 272
Teil V. Spuren von Laktanz bei Konstantin
9. Gedanken des Laktanz in den literarischen Selbstzeugnissen
Konstantins • 279
9.1 Die Briefe Konstantins zum Donatistenstreit • 280
9.2 Die ›théologie de la victoire‹ • 291
9.2.1 Der Brief an die Bewohner Palaestinas (Eus., v. C. 2,24/42) • 293
9.2.2 Der Brief an die östlichen Eparchien (Eus., v. C. 2,48/60) • 295
9.2.3 Der Brief an den Perserkönig Sapor II. (Eus., v. C. 4,9/13) • 300
9.3 Die Oratio ad sanctorum coetum – Laktanz als Ideengeber? • 305
9.3.1 Vorbemerkungen • 306
9.3.2 Vergils vierte Ekloge in christlicher Allegorese
(Const., or. s. c. 19,3/21,3) • 314
9.3.3 Das Schicksal der Christenverfolger (Const., or. s. c. 24) • 319
10. Epilog • 325
English Summary • 329
Anhang • 333
Lactanti Carmen de ave Phoenice • 334
Epistula Constantini ad episcopos catholicos • 344
Abkürzungen • 346
Bibliographie • 348
Register • 379