Rousseau ist zugleich ein populärer, aber auch unzugänglicher Denker. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass die Bedeutung seiner Philosophie in eigentümlicher Weise mit ihrer Systematik kontrastiert. Bisherige Interpretationen haben daher entweder ganz auf den Systemanspruch verzichtet oder Rousseaus Philosophie im Sinne eines anderen Denkers gleichsam von außen zu systematisieren versucht. Im Gegensatz zu früheren Bemühungen versucht diese Rekonstruktion, Rousseaus Philosophie als systematische aus sich selbst heraus zu klären. Im Zentrum steht dabei der Gedanke des Dreischritts von Natur, Kunst und Freiheit, der sowohl die thematische Ordnung des rousseauschen Oeuvres insgesamt bildet als auch die innere Logik wiedergibt, die dieses durchherrscht. Sie selbst jedoch stellt weder eine Vernunft- noch Seinsnotwendigkeit dar, sondern ist Ausdruck des Wirkens der Kontingenz in der Geschichte, die ihrerseits ein Produkt menschlicher Freiheit ist. Rousseaus Philosophie öffnet sich damit systematisch zur Freiheitsphilosophie Kants.
Über den Autor
Martin Bunte, geboren 1984. 2012 Abschluss des Magisterstudiums in Münster mit Auszeichnung. 2014 Promotion mit summa cum laude. Titel der Dissertation: Erkenntnis und Funktion. Zur Vollständigkeit der Urteilstafel und Einheit des kantischen Systems. Gastwissenschaftler in Santiago de Chile 2019/20