Kinderhaus ist heute mit seinen etwa 16.000 Einwohnern ein Stadtteil Münsters. Zu einem größeren Siedlungskomplex wurde es allerdings erst nach der Eingemeindung von 1903. Siedlungskern ist das sehr viel ältere Leprosorium Kinderhaus, das spätestens seit 1333 den Leprakranken der Stadt Münster Aufnahme gewährte. Der Autor zeichnet die mittelalterliche Geschichte des Leprahospitals nach, dessen Anfänge noch immer im Dunkeln liegen. Wie wurde Kinderhaus gegründet, und gab es einen Vorgänger von Kinderhaus, ein noch älteres Leprosorium? Auf wessen Grund wurde es errichtet? Und woher kommt eigentlich der Name „Kinderhaus“? Diese Fragen will die vorliegende Arbeit beleuchten. Außerdem beschäftigt sie sich mit der Organisationsform und dem Wirtschaftsbetrieb des Leprosoriums, denn die Kranken lebten durchaus nicht nur von den Spenden mitfühlender Stifter. Nicht zuletzt gewähren die überlieferten Urkunden Einblicke in den Alltag der Leprosen, in ihre Lebensgewohnheiten und in all die Rechte und Pflichten, die es im täglichen Miteinander zu beachten galt. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Baugeschichte des Areals, zu dem nicht nur die Gebäude des Hospitals mit Umfassungsmauer und Brunnen gehören, sondern auch eine eigene Kapelle für die Leprosen. Im Gegensatz zu vielen anderen Leprosorien Deutschlands, die kaum Spuren hinterlassen haben, bestehen die Kinderhauser Kapelle wie auch andere Teile der mittelalterlichen Bebauung noch heute und legen so auch in der Gegenwart beredtes Zeugnis von der Vergangenheit ab.