Gerechtigkeitsdiskurse gehören zu den klassischen Themen der Philosophie, denn sie untersuchen, was jedem Menschen für ein gesellschaftlich angemessenes Überleben zugestanden werden muss. Diese Suche nach Gerechtigkeit erfolgt heute in einer radikal globalen Perspektive, da das Nebeneinander von Überfluss und tödlicher Not durch Medien, moderne Kommunikationsmöglichkeiten und vernetzte Ökonomien für jeden Menschen sichtbar und erfahrbar ist. Unter dem Schlagwort »Entwicklung« treten die Ergebnisse und Auswirkungen des Gerechtigkeitsdiskurs für das Leben des Menschen deutlich hervor. Sie betreffen dabei nicht nur den Bereich der Politik sondern sie erhellen auch in grundlegender Weise die Suche nach normativen Ordnungen für das Zusammenleben von Menschen auf der ganzen Erde.
Dieser Tagungsband bietet zunächst eine theoretisch-anthropologische Grundlegung, die den weiten Begriff der Entwicklung vor allem in der Auseinandersetzung mit T. W. Pogge pointiert. Daran schließt sich eine Diskussion an, die zum einen die Diskurse um Nachhaltigkeit und Umweltethik aufnimmt und zum anderen interkulturelle Perspektiven vorstellt, die die Relevanz der Vermittlung zwischen divergierenden Konzepten guten Lebens in der Entwicklungszusammenarbeit deutlich machen.
Inhaltsverzeichnis
Markus Demele / Michael Hartlieb / Anna Noweck
Zur Einleitung
S. 11–26
Theoretische Grundlegungen
Johannes J. Frühbauer
Weltarmut als Skandal – Zum menschenrechtsbasierten entwicklungsethischen Ansatz von Thomas W. Pogge
S. 27–36
Andreas Fisch
Tragen Industrieländer Verantwortung für die Armut in Entwicklungsländern? Eine entwicklungspolitische und philosophische Auseinandersetzung mit Thomas Pogge
S. 37–56
Nachhaltigkeit und Umweltethik
Jochen Ostheimer
Nachhaltige Entwicklung. Die gerechte Nutzung natürlicher Gemeinschaftsgüter
S. 57–72
Julia Blanc
Nachhaltige Entwicklung – für wen?
S. 73–80
Christian Berkenkopf
„Keiner will's, keiner braucht's.“ – Sind gentechnisch veränderte Pflanzen die Antwort auf die Welternährungskrise?
S. 81–100
Interkulturelle Perspektiven
Michelle Becka
„Gut leben“ und das „gute Leben“. Ein Konzept aus der Andenregion als Anstoß für eine interkulturelle ethische Reflexion
S. 101–118
Irene Tokarski
Gutes Leben für alle. Zum ethischen Konzept Suma Qamaña in der aktuellen bolivianischen Realität
S. 119–126
Henrik Hartmann
Wieso scheitern westliche Demokratisierungsmodelle in Afrika? Einige Lösungsansätze auf der Basis einer ‚kosmopolitischen‘ Diskursethik
S. 127–145
Thomas Wienhardt
Entwicklung beachtet und bearbeitet den sozialen Raum!
S. 146–164
Die Verantwortung konkreter Akteure
Stefanie A. Wahl
Für menschenwürdige Arbeit. Die Decent Work Agenda der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO)
S. 165–180
Anna Maria Riedl
Kinderrechte, Schutz und Beteiligung in der Entwicklungszusammenarbeit
S. 181–199
Maria Brinkschmidt
Weltkirchliche Inlandsarbeit „für die Armen“
S. 200–212
Autoren und Herausgeber
S. 213–215