Warum war es für einen Adeligen der Frühen Neuzeit so wichtig, seine Kirchenbank zu verteidigen? Was machte den Verlust von Jagdhunden so prekär, dass man den Konfliktgegner im Degengefecht tötete? Was trieb einen Adeligen dazu, das Wappen eines Standesgenossen zu schänden?Konflikte im frühneuzeitlichen Adel waren - obwohl die jüngere Forschung vielfältige Arbeiten zur Konfliktführung in der vormodernen Gesellschaft hervorgebracht hat - bisher selten Gegenstand historischer Studien. Das Buch von Frank Dierkes nimmt anhand von Beispielfällen aus dem Münsterland erstmals Formen und Strategien der Konfliktführung in den Blick, die Adelige anwandten, um ihre Streitigkeiten untereinander auszutragen.Die Studie geht der Frage nach, was Adelige im 16. und 17. Jahrhundert veranlasste, ihre Interessen gegenüber Standesgenossen entweder auf dem Rechtsweg oder mit anderen Mitteln durchzusetzen. Waren Gewaltanwendung und Ehrverletzungen (wie Beleidigungen, Wappenschändungen oder Schmähbriefe) letztlich doch effektiver? Welche Rolle spielten dabei Ehre und symbolische Kommunikation? Und was sagt dies über den Stellenwert der Ehre im Adel und das adelige Standesbewusstsein insgesamt aus? Das Spektrum der in Einzelstudien detailliert vorgestellten Fälle reicht dabei von Konflikten um Güter, Rechte und Privilegien bis hin zu Jagdstreitigkeiten, Degengefechten und Injurienfällen zwischen 1499 und 1637.