Der Begriff «Person» trägt wesentlich zum Verständnis des Menschen bei und stellt geistesgeschichtlich eine kostbare Errungenschaft und zugleich einen wichtigen Ausgangspunkt für weitergehende Reflexion dar. Das christliche Bekenntnis zum dreieinen Gott ist für das abendländische Personverständnis von grundlegender Bedeutung. Das Person-Sein ist Ausdruck der geoffenbarten und auch im Leben gewonnenen Erkenntnis, dass Gott, und in analoger Weise die Menschen, nur in Gemeinschaft existieren. Der Seinsakt ist also wesentlich ein Beziehungsgeschehen. Erst in der Beziehung zum anderen wird die Person sie selbst. Zur Entwicklung des Personbegriffs jüdisch-christlicher Prägung hat Richard von St. Viktor, der im 12. Jahrhundert in der Augustiner Chorherrenabtei in Paris lebte, in seinem Werk De Trinitate einen wichtigen Beitrag geleistet. Ausgehend vom Begriff der Liebe entfaltet er die Trinitätslehre mit Hilfe des Begriffs exsistere. Der Autor des vorliegenden Buches analysiert anhand des lateinischen Originaltextes die Trinitätslehre des Viktoriners, um dessen Persondefinition zu skizzieren, und aktualisiert diese anhand Gisbert Greshakes Entwurf zur Trinitätstheologie und Umberto Beos Roman «Baudolino».