Mitte der 1950er Jahre legte der Tübinger Dogmatiker Josef Rupert Geiselmann (1890-1970) eine weithin als Sensation wahrgenommene theologische Aussage vor: die These von der materialen Suffizienz der Heiligen Schrift. Sollte es ein katholisches sola scriptura geben? Laut seinem Schüler Walter Kasper (*1933) hat Geiselmann damit „die wohl bedeutendste und folgenschwerste theologische Kontroverse der Nachkriegszeit ausgelöst“, die auch die Konzilsväter des II. Vatikanums erfasste. Geiselmann sagte der sogenannten Zwei-Quellen-Theorie den Kampf an, die Schrift und Tradition als zwei Materialquellen der göttlichen Offenbarung bestimmte. P. Daniel Eichhorn stellt diese Konzeption erstmals in umfassender Weise vor und ordnet sie in die fundamentaltheologische und kirchliche Situation ihrer Zeit ein.
Über den Autor
Daniel Eichorn, Dr. theol., unterrichtet Einführung in die Theologie sowie Dogmatik in Opfenbach im Allgäu