Weltbild, Naturwissenschaft und Philosophie Alberts des Großen beruhen weithin auf dem arabischen Aristoteles. Durch lateinische Übersetzungen aus dem Arabischen wurde in seiner Generation der ganze Aristoteles zugänglich, interpretiert im Lichte der gesamten hellenistischen Lehrtradition, die den Araber zugänglich war, verstanden als System rationaler Wissenschaft und geordnet als enzyklopädischer Studiengang. Die Aristoteles-Kommentare des Andalusiers Averroes lagen zwei Generationen nach dessen Tode (1198) in lateinischen Übersetzungen vor, fügten zu den Werken der arabischen Astronomen und Ärzte und den Summen Avicennas ein
Corpus Aristotelicum aus arabischer Hand. Albert war dessen eifrigster, eindringendster und produktivster Leser. Durch ihn haben Interpretation und Begrifflichkeit der arabischen Quellen die Schulen von Paris und Köln, Padua und Bologna tief geprägt. Das Wissen über die belebte und die unbelebte Natur, die Methoden der Wissenschaften, die Fragen nach Ursprung, Bewegung und Ordnung des Kosmos, nach Seele und Intellekt, werden nach der Systematik und Begriffsbildung der arabischen Interpreten behandelt. Die Frage nach der Verstehbarkeit der Welt unter der Annahme, menschliche Vernunft sei in ihren Grenzen gleichsinnig mit Gottes Weisheit, kann so
durch Albert neu beantwortet werden.