Jakob von Paradies, Theologieprofessor, Zisterzienser, und Kartäusermönch, war ein Erfolgsautor des 15. Jahrhunderts. Seine Schriften finden sich in zahlreichen Klosterbibliotheken des Spätmittelalters. Das umfangreiche Werk deckt ein weites (pastoral-)theologisches Feld ab, aber im Mittelpunkt stehen Schriften, die sich mit dem Ordensleben befassen. Untrennbar ist sein Name mit der Reform des monastischen Lebens im 15. Jahrhundert verbunden. Repräsentanten der Bursfelder Reform erbaten Schriften von ihm, um die vita religiosa äußerlich und innerlich attraktiv zu machen. Über die Netzwerke jener Reformklöster verlief auch die Verbreitung seiner Werke. Anhand der meist nicht sehr langen Texte Jakobs kann man sich ein lebendiges Bild von den Erwartungen und Inhalten jener Klosterreform machen.
Die vorliegende Studie, die aus der Dissertation der Autorin hervorging, schreitet zunächst die biographischen Stationen ab und führt in das umfangreiche Werk Jakobs von Paradies ein. Danach werden die monastischen Reformbewegungen des 15. Jahrhunderts vorgestellt, die sich v.a. um die Zentren Bursfelde, Kastl und Melk gruppierten. Neben strikter Regelbeobachtung zielte die spätmittelalterliche Reform auf Bildung, geistliche Lektüre und Persönlichkeitsbildung im weitesten Sinn ab. Anhand einer Analyse der beiden Traktate Formula reformandi religiones ab observantia lapsas und De perfectione religiosorum, die hier erstmals ediert werden, werden Inhalt und Form der Spiritualität des Autors sowie sein theologischer Stil erläutert.