Die Verwendung biblischer Schriften bei der Abfassung eigener Literatur ist eine Gemeinsamkeit aller Gruppierungen des Judentums zur Zeit des Zweiten Tempels. Am Beispiel der expliziten Zitate aus dem Buch Hosea wird in der vorliegenden Arbeit die Schriftrezeption qumranischer und diejenige neutestamentlicher Autoren miteinander verglichen. Untersucht werden sämtliche qumranischen und neutestamentlichen Schriften, insofern sie explizite Hosea-Zitate enthalten. An die Texte werden jeweils dieselben Fragen herangetragen:
nach den Unterschieden zwischen zitiertem Text und Textvorlage, nach der Einbettung eines Zitats in seinen neuen Kontext, nach dem neuen Aussagegehalt im Vergleich zum ursprünglichen Sinn, nach der Funktion der Zitate und nach dem Zweck, den der jeweilige Autor mit der Verwendung eines Zitats in einem bestimmten Zusammenhang verfolgt. Es zeigt sich, daß die Schriftverwendung des Paulus und des Matthäus-Evangelisten sich von derjenigen der qumranischen Autoren bei aller Übereinstimmung in der formalen Vorgehensweise in der inhaltlichen Anwendung grundsätzlich unterscheidet.