Warum überhaupt treu sein? Die jahrhundertelange Rechtsvorschrift für das eheliche Leben ist heute eine Frage der persönlichen Entscheidung und der Aushandlungsprozesse. Treue gilt als hohes Gut, als Fundament einer Beziehung und Synonym für die ewige Liebe. Doch gleichzeitig sind Seitensprünge und Affären an der Tagesordnung. Nicht erst in unserer Zeit – so zeigen es Literatur, Musik und bildende Kunst aller Epochen – liefern sie den Stoff für persönliche Dramen und existenzielle Konflikte. Wie mit Treue umzugehen ist, wie sie gehandhabt und bewertet werden soll, wird kontrovers diskutiert. So widersprüchlich die Antworten auch sind – sie machen deutlich, welche Normen und Werte Menschen in ihrem Leben verwirklichen wollen und was sie unter einer guten, gelingenden und glücklichen Partnerschaft verstehen.
Die vorliegende Arbeit nimmt das Thema Treue und Untreue als Impuls zur Reflexion über Beziehungsleitbilder und Wertemaßstäbe in der heutigen Zeit und regt dabei zur theologisch-ethischen Auseinandersetzung mit eben diesen Dimensionen an. Sie rekonstruiert die geschichtliche Entwicklung des Treueideals im europäischen Kulturkreis, analysiert typische Begründungsmuster im Feld der Treue und stellt einen innovativen Ansatz der theologisch fundierten Treue-Ethik vor, der diese zeitlose Tugend als beständige Haltung des personalen Engagements für die Partnerschaft begreift.
Das Buch ist ausgezeichnet mit dem Wissenschaftspreis der Else-Mayer-Stiftung 2017.
Über den Autor
Vanessa Görtz-Meiners (Jg. 1983), Studium der katholischen Theologie in Münster und Trient, arbeitete am Institut für Christliche Sozialwissenschaften sowie am Exzellenzcluster für Religion und Politik in Münster. Sie ist Stipendiatin der bischöflichen Studienstiftung Cusanuswerk und Mitglied im Theologinnennetzwerk AGENDA.