Das Drama der Hikesie

Gödde, Susanne
Das Drama der Hikesie
Ritual und Rhetorik in Aischylos' Hiketiden
 
Bandnummer
35
Auflage
1. Auflage
Umfang
250 Seiten
Bestell-Nr
05414
ISBN
978-3-402-05414-7
Preis
43,00
Aischylos' Tragödie. Die Hiketiden (.Die Schutzflehenden") behandeit
die Weigerung der Töchter des Danaos, ihre Cousins, die Söhne des
Aigyptos, zu heiraten. Die Flucht vor dieser Ehe führt sie von Ägypten
ins griechische Argos, wo sie am Altar der zwölf olympischen
Götter eine Asylbitte an König Pelasgos richten. Hierzu vollziehen
sie das in der antiken Welt verbreitete Ritual der Hikesie, bei dem
der Asylsuchende durch be timmte Gesten und Redeformeln sowie
durch die Berufung auf Zeus Hikesios, den Patron der Schutzflehenden,
seine Aufnahme zu erzwingen sucht. Schutzflehende galten
in der griechischen Welt als heilig, und daher bedeutet ihre Zurückweisung
beziehungsweise Verletzung ein Sakrileg, das göttliche
Strafe nach sich zieht.
Die Darstellung dieses Konflikts in Aischylos' Hiketiden nimmt Bezug
auf Momente des antiken griechischen Hochzeitsrituals. Begibt der
Schutzflehende sich gefahrvoll in einen heiligen Raum zwischen
Leben und Tod, so markiert d r symbolische Tod der r ut beim
Hochzeitsritual das Ende der Jungfräulichkeit, auf das der neue Status
als Ehefrau gleich einer Wiedergeburt folgt.
ln der poetischen Konstruktion des Aischylos werden beide ,rites de
passage' miteinander analogisiert. Die in beiden Ritualen vollzogene
Grenzüberschreitung findet zudem ein Pendant in der Sprache
der Danaiden, in ihren Liedern. Hybridität, Transgression und Verletzung
der Norm kennzeichnen das Sprechen der Protagonistinnen.
Die vorliegende Arbeit zeigt, wie Aischylos sowohl gestische
als auch sprachliche Sequenzen von Ritualen in Bausteine der
dramatischen Poiesis überführt - ein Verfahren, das sich als ,Rhetorik
des Rituals' bestimmen läßt.
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