Gregor Palamas (1296–1359) war nicht nur Mönch auf dem Athos und ein leidenschaftlicher Verteidiger der Spiritualität des Hesychasmus, sondern in seinem letzten Lebensjahrzehnt auch Erzbischof von Thessaloniki. Seine Hirtensorge spiegelt sich in 63 erhaltenen Homilien.
Statt des bekannten streitbaren Systematikers nimmt die vorliegende Untersuchung den Seelsorger Gregor Palamas in den Blick, der mit seiner Gemeinde die Liturgie feiert und die Heilige Schrift auf ihr Leben hin auslegt. Die Homilien zeigen Palamas als Mystagogen: Er führt die Menschen in das Geheimnis des göttlichen Heilswirkens hinein, das sich in Christus historisch einmalig ereignet hat und zugleich in der Liturgie als Gegenwart gefeiert wird. In den byzantinischen liturgischen Texten wie auch in den Homilien des Palamas ist häufig die Rede von der »Philanthropia«, der Menschenfreundlichkeit Gottes, der in Christus selber Mensch wird, um die Menschen aus Sünde und Tod heraus mit sich in den Himmel hinaufzuführen.
Während einzelne Homilien des Palamas bislang häufig eher als ergänzende Argumentationsquelle zu seinen polemischen Schriften herangezogen worden sind, werden sie hier im Zusammenhang untersucht und in der Liturgie als ihrem eigenen Kontext verortet. Dabei zeigen sich vielfältige Momente, die auch für die westliche, letztlich gemeinsame Liturgietheologie von Bedeutung sind. Und sie zeigen den Prediger als einen geistlichen Menschen, der seinen festen Stand in der Mitte der patristischen und byzantinischen Tradition hat.
Über den Autor
P. Ralph Greis OSB, geb. 1972 in Wickede/Ruhr, Studium der Fächer Kirchenmusik und Orgel in Detmold sowie der Katholischen Theologie in Paderborn und Jerusalem. 2019 Promotion mit der vorliegenden Arbeit an der Universität Bonn.
2002–2016 Mönch der Abtei Dormitio in Jerusalem, seither in der Abtei Gerleve/Billerbeck.