In religiösen und politischen Konfliktsituationen verdichten sich stereotype Vorstellungen von 'den Anderen' regelmäßig zu Feindbildern, die Gruppengrenzen definieren und manchmal Gewalt legitimieren. Feindbilder können auch über einen konkreten Konflikt hinaus virulent bleiben und dauerhaft identitätsstiftende Wirkung für gesellschaftliche Gruppen oder Nationen entwickeln. Beispiele für Feindbilder sind zahlreich und vielfältig. Sie reichen von der antiken Auseinandersetzung zwischen 'rechtgläubigen' und 'häretischen' Glaubensgemeinschaften über die Ketzerverfolgungen des Mittelalters bis zur gegenwärtigen Diskussion über die Existenz eines 'Feindbildes Islam' in westlichen Gesellschaften.Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe im Exzellenzcluster Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und Moderne an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster setzt sich mit dem vorliegenden Sammelband zum Ziel, die Konstruktionsmechanismen und die Rezeption unterschiedlicher Feindbilder historisch und sozialwissenschaftlich zu beleuchten. Mit der Fokussierung sowohl auf die Bildung als auch auf die Entwicklung und die Rezeption von Feindbildern in verschiedenen Kontexten soll der Dynamik und der Prozesshaftigkeit, die solchen Konstruktionen zugrunde liegen, Rechnung getragen werden.