Die Intention zählt zu den zentralen Begriffen in der Ethik Peter Abaelards. Eine Auseinandersetzung mit Abaelards Konzept der Intention zeigt dabei, dass dieses für die Ethik wesentliche Moment weder eindeutig festliegt noch in der Verwendung klar definiert ist. Wie die vorliegende Arbeit entfaltet, operiert Abaelard vielmehr mit einem changierenden Begriff, der eine Vielzahl von Funktionen und Bedeutungsebenen umfasst. Dieses Spektrum des Intentionsbegriffs wird auf der Grundlage einer systematischen Untersuchung der ethisch relevanten Schriften Abaelards entwickelt und mit anthropologischen sowie theologischen Grundbestimmungen verbunden. Die Ergebnisse der Textanalyse akzentuieren in ethischer Perspektive das Leitmotiv Abaelards: die Bestimmung der Moralität des Einzelnen in Abhängigkeit von der zugrunde liegenden Intention. In handlungstheoretischer Perspektive ergibt sich mit Blick auf die Struktur menschlichen Handelns eine Diskussion über die Bedeutung des Akteurs sowie über das eigene Verhältnis von Intention und Aktion.
Als Begriff der umfassenden Handlungsanalyse nimmt die Intention Bezug auf die Beschreibung und auf die Beurteilung von Handlungen. Zusammen mit den zentralen Aspekten der Vernünftigkeit sowie der Begründetheit des Handelns offenbart sich darüber der besondere Stellenwert des handelnden Subjekts und der konsequente, mitunter geradezu überfordernde Anspruch der Ethik Abaelards.