Warum hängen mit den drei Eisenkörben in Münster bis heute Hinrichtungszeugnisse am Kirchturm von St. Lamberti und ist dies wirklich angemessen für die „Stadt der Wissenschaft und Lebensart“? Eine Suche nach den Hintergründen dieses einzigartigen Denkmals führt zum schauspielenden Zoodirektor Hermann Landois, zum Karneval, zu Bischof von Galen und seinen nationalsozialistischen Widersachern, zu Reichs- und Bundeskanzlern, zu Punkern, Dritte-Welt-Aktivisten und Offizieren der US Navy. Denn sie alle nutzten die Täufer als Wertmaßstab und schufen den „Wiedertäufermythos“, von dem dieses Buch handelt. So entsteht eine etwas andere Stadtgeschichte. Sie handelt davon, wie sich Münster sieht beziehungsweise was Menschen von außerhalb darin erkennen. Und sie ist die Grundlage für ein Plädoyer, die Körbe am Turm von St. Lamberti zu lassen – aber anders zu nutzen.
Über den Autor
Jan Matthias Hoffrogge studierte Geschichte und Germanistik in Tartu und Münster. Er ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Didaktik der Geschichte (Westfälische Wilhelms-Universität Münster) angestellt und verfasst dort eine Dissertation über Ausstellungen der deutsch-deutschen Grenze.