Die grundlegende anthropologische Frage, was wir als Menschen sind bzw. wie wir uns als Menschen verstehen wollen, ist Forschungsgegenstand aller handlungsleitenden Disziplinen. Sie ist damit eine Leitfrage, der sich auch christliche Sozialethik wie politische Ethik gleichermaßen widmen und widmen müssen. Schließlich sind grundsätzliche Annahmen über das Wesen des Menschen die Basis weitergehender ethischer Überlegungen – und zwar sowohl für individuelles Handeln als auch für die Gestaltung sozialer Strukturen.
Mit Bezug auf sehr unterschiedliche anthropologische Ansätze veranschaulichen die Beiträge dieses Bandes, dass kein vorherrschendes oder gar einheitliches Bild vom Menschen existiert. Gerade dies macht jedoch die Erörterung der anthropologischen Grundlagen von Ethik ebenso notwendig wie interessant: Welche Perspektiven aus Theologie, Soziologie, Philosophie und Naturwissenschaft können das Verhältnis von Anthropologie und Ethik klären, wo liegen Herausforderungen, die es interdisziplinär zu untersuchen gilt, welche Menschenbilder liegen etwa in Wirtschaft oder Bildungsinstitutionen Pädagogik vor? – Die vielfältigen Antworten auf diese Fragestellungen verstehen sich als Beiträge zur Diskussion um eine modernitätsgerechte anthropologische Fundierung christlicher Sozialethik.
Inhaltsverzeichnis
Axel Bohmeyer / Alexander Filipović / Christoph Krauß / Werner Veith
Zur Einführung
S. 9–19
Theologische, philosophische und soziologische Zugänge
Alexander Filipović
Anthropologie – Personalität – Christliche Sozialethik: Eine einführende Skizze
S. 20–35
Eike Bohlken
Das Verhältnis von christlicher Anthropologie und Sozialethik aus der Sicht einer integrativen Anthropologie
S. 36–48
Jochen Ostheimer
Von Menschen und Personen: Zum Verhältnis von Sozialethik, Soziologie und Anthropologie
S. 49–66
Dominik Bertrand-Pfaff
Sozialontologie, Anthropologie und Christliche Sozialethik: Versuch einer Kombinatorik
S. 67–80
Michael Hartlieb
Freiheit, Naturwissenschaft und Ethik: Eine Auseinandersetzung mit G. Keil
S. 81–100
Anthropologische Anwendungsfelder
Axel Bohmeyer
Hirnforschung und Anthropologie: Erziehungswissenschaftliche Implikationen und Interventionen
S. 101–114
Veronika Spanke
Der Mensch und seine Bildung: Anfragen an den „Mainstream“ im Bildungsdiskurs
S. 115–131
Wolf-Gero Reichert
Ethische Rationalität und Ökonomik: F. A. von Hayeks methodologischer Individualismus und A. Gewirths „Community of Rights“
S. 132–150
Sozialethische Konzeptionen
Stefan Meyer-Ahlen
Altruismus als anthropologisches Spezifikum und heuristischer Rahmen für (theologisch-)ethische Normfindung
S. 151–163
Christian Spieß
Personale Freiheit und existentielle Zwecke: Anthropologie in Johannes Messners Naturrechtsethik
S. 164–179
Christian Polke
Verantwortungsethik als Kunst der Unterscheidung: Ein anthropologischer Versuch über evangelische Gesellschaftstheorie
S. 180–194
Oliver Hidalgo
Der universale Menschenrechtsdiskurs im Spiegel der Hegemonie- und Demokratietheorie Ernesto Laclaus
S. 195–212
Autoren und Herausgeber
S. 213–214
Personenregister
S. 215–218
Sachregister
S. 219–222