Im Grenzgang zwischen Mysterium und Metapher beginnen katholische Sakraments- und evangelische Worttheologie voneinander zu lernen. Die Metaphorologie des Bonner evangelischen Systematikers Günter Bader wirft dabei ein überraschendes Licht auf Grundprobleme der vieldiskutierten Mysterienlehre Odo Casels. Insbesondere die Figuren der Repraesentatio, der Eulogia, des Silentium mysticum und der Logikè thysía erfahren hierbei eine hermeneutisch motivierte Relecture.Hatten Casel-Interpreten wie Arno Schilson und Lothar Lies gefordert, man solle die Mysterientheologie heute mithilfe einer kommunikationstheoretisch oder personologisch gedachten Interaktionssymbolik neu formulieren, so zeigt die vorliegende Studie, daß gerade die semantische Interaktion der Metapher den metakommunikativen Ermöglichungsgrund für theologischen Symbolizitätsgewinn angesichts der transzendentalen Aphasie der Postmoderne darstellt.Die Metaphorologie erinnert an das geschichtliche Werden symbolischer Sprachfähigkeit und erscheint dadurch als eine hermeneutisch artikulierte Mystagogie, die dem hermetischen Wunsch nach 'unmittelbarer Mysterienschau' perspektivische Brechungen zumutet. Vor allem Casels schwebendem Begriff der 'Gnosis' begegnet in der hermeneutisch nachvollziehbaren Schwebung der Metapher ein denkgeschichtliches Modell der 'Gnoseogenese'. Denn nach Hans Blumenberg gilt: 'Die Wahrheit der Metapher ist eine vérité à faire.'