Das „Ignatianische Jahr 2021–2022“ hat an die Bekehrung im Leben des hl. Ignatius von Loyola (1491–1556) vor 500 Jahren erinnert. Der Blick auf die Konversion, die Ignatius und andere Menschen in ihrem Leben erfahren haben, lässt nach der biographischen Bedingtheit des Glaubens fragen: Wie verhalten sich lebensgeschichtlicher Umbruch, religiöse Neuorientierung und biographische Kontinuität zueinander? Welche theologische Bedeutung kommt dabei der biographischen Bedingtheit des christlichen Glaubens zu? Letztere kann mitunter eine interreligiöse Dimension umfassen, wenn sich Menschen über ihren christlichen Glauben hinaus einer zweiten religiösen Tradition verpflichtet fühlen und dies als eine tiefere Hinwendung zu Gott erfahren. Auch in interreligiöser Perspektive stellt sich also die Frage nach dem Verständnis von Bekehrung wie auch danach, was christliche Identität im Letzten ausmacht.
Die Beiträge dieses Bandes erörtern die skizzierten Fragestellungen zunächst aus der Perspektive der ignatianischen Spiritualität. Die sich anschließenden theologische Reflexionen zum Phänomen der Konversion als religiöser Existenz im Übergang schließen islamische und buddhistische Perspektiven mit ein. Schließlich werden Konversionen als Umbruchserfahrungen menschlicher Existenz aus anthropologischer, psychotherapeutischer und religionskritischer Sichtweise in den Blick genommen.
Über den Autor
Alexander Löffler SJ, geb. 1972, ist Professor für Fundamentaltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main
Klaus Vechtel SJ, geb. 1963, ist Professor für Dogmatik und Dogmenhermeneutik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main
Inhaltsverzeichnis
I. Konversion als kritisches Moment ignatianischer Spiritualität
Philip Endean
Bekehrung unter Jesuiten? Von Milites Christi zu Dienern der Versöhnung
S. 3–19
Klaus Vechtel
Wenn Narben bleiben. Lebensgeschichtliche Brüche und Neuorientierung in ignatianischer Perspektive
S. 20–41
Karlheinz Ruhstorfer
Zeit zur Bekehrung! Ignatius und die Krise kirchlicher Ideale
S. 42–62
II. Konversion als religiöse Existenz im Übergang
Juliane Schüz
Glaube als steter Übergang ins neue Sein. Ek-zentrische Konstitution und subjektive Realisierung bei Karl Barth
S. 63–80
Michael Bongardt
Zerbrochene Gefäße. Über den Glauben und seine Formen
S. 81–95
Ansgar Wucherpfennig
Paulus an der Grenze. Drei Perspektiven auf seine jüdischen Wurzeln
S. 96–120
Tobias Specker
Bruch, Kontinuität und Verflechtung. Glauben zwischen Christentum und Islam in den Konversionsbiographien von Afîf Osseirane und Klemens Peterhoff
S. 121–151
Alexander Löffler
Interreligiöse Bekehrung unter Jesuiten? Mit Buddha in der Gesellschaft Jesu
S. 152–176
III. Konversion als Umbruchserfahrung menschlicher Existenz
Dirk Ansorge
Konversion als „Trainerwechsel“? Peter Sloterdijks säkularisierte Version religiöser Neu-Orientierung
S. 177–195
Joachim Negel
Zweite Bekehrung. Biographische Wende und theologische Deutung
S. 196–214
Monika Schwarz
Wenn Narben bleiben. Lebensgeschichtliche Brüche und Neuorientierung in psychotherapeutischer Perspektive
S. 215–228
Autorinnen und Autoren
S. 229–230
Personenregister
S. 231–234