Der Begriff „Heimat“ ist in aller Munde. Ob in der öffentlichen Diskussion, in der Werbung oder in politischen Äußerungen: Heimat ist präsent, wird jedoch unterschiedlich verstanden und genutzt. Eine Garantie auf Heimat gibt es jedoch nicht, und sie kann – dann als veränderliche Konstante wahrgenommen – eine Verlusterfahrung sein und zum Sehnsuchtsort werden.
Vor den Hintergründen der politischen Entwicklungen sowie der medialen Aufbereitung von Heimat ist eine tiefergehende Weiterbeschäftigung mit dem Begriff auch aus der Perspektive der Regionalgeschichte und der Landeskunde wichtig. Das LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte (Bonn) hat sich deswegen mit dem Dauerphänomen Heimat im Rahmen einer Tagung beschäftigt. Mit interdisziplinären Beiträgen aus der Kulturanthropologie sowie aus den Geschichts-, Sprach-, Literatur-, Sozial- und Museumswissenschaften wurde der Heimatbegriff einer durchaus kritischen Begriffsanalyse unterzogen. Ziel des vorliegenden Sammelbandes mit Bezug zu Nordrhein-Westfalen ist es, den Heimatbegriff für eine moderne Landeskunde nutzbar zu machen und mit einer klaren Positionierung in wissenschaftliche wie öffentliche Netzwerke zu wirken.
Inhaltsverzeichnis
Thomas Lessmann / Lisa Maubach / Georg Mölich
Einführung
S. 1–12
Heimat – ein problematischer Begriff
Jens Jäger
Heimat – ein problematischer Begriff
S. 13–22
Manfred Seifert
Warum Heimat? Reflexionen aus europäisch-ethnologischer Perspektive
S. 23–34
Gertrude Cepl-Kaufmann
Heimat – Imaginierte Räume der Literatur im Westen
S. 35–50
Musealisierung von Heimat
Guido von Büren / unter Mitarbeit von Gefion Apel / Sara-Marie Demiriz / Felix Hildebrand / Laurenz Sandmann / Gabriele Uelsberg
Heimat im Museum – Heimat und Museum – Heimatmuseum. Zur Musealisierung von Heimat im 21. Jahrhundert
S. 51–72
Immaterielle Heimaten
Georg Cornelissen
„Die wahre Heimath ist eigentlich die Sprache“. Das Humboldt-Zitat in landeskundlicher Perspektive
S. 73–83
Helmut Brall-Tuchel
Wozu Heimatliteratur? Aspekte des Heimatbegriffs in Dichtung und Publizistik des 19. und 20. Jahrhunderts
S. 84–97
Heinrich Theodor Grütter
Heimat Ruhrgebiet? – Zur mentalen Rekonstruktion eines altindustriellen Ballungsraumes
S. 98–111
Lena Krull
‚Heimat‘ und der Erinnerungsort „Westfalenlied“
S. 112–128
Thomas Schürmann
Heimatkohle. Regionale Identitäten in einem westfälischen Bergbaubezirk
S. 129–144
Heimat und Medien
Klaus-Dieter Kleefeld
Heimat digital
S. 145–152
Dagmar Hänel
Hauptsache regionalfernsehen. Wie Heimat medial vermittelt wird
S. 153–163
Annabelle Petschow
Erzählte Geschichte als mediales Modul in der Wechselausstellung „Heimat. Eine Suche“
S. 164–178
Heimat als Argument
Jennifer Farber
Heimat. (K)ein Begriff der historisch-politischen Bildung? Oder: Wo ‚Heimat‘ ist, sind auch immer ‚die Anderen‘. – Zur Notwendigkeit von Rassismuskritik und kritischer Rechtsextremismusforschung in der historisch-politischen Bildung
S. 179–194
Stefan Goch
Eine Heimat nirgendwo, zuhause irgendwo? Einige empirische Ergebnisse aus Sozialraumanalysen
S. 195–215
Autorinnen und Autoren
S. 216–220