Albertus Magnus (ca. 1200–1280) kommt eine besondere Stellung in der Geschichte der politischen Philosophie zu. Er hat als erster Autor des lateinischsprachigen Westens vollständig die "Politik" und die "Nikomachische Ethik" des Aristoteles kommentiert und so dessen politische Philosophie dem Mittelalter vermittelt.
Die vorliegende Arbeit bietet erstmalig eine umfassende Darstellung und philosophiehistorische Interpretation der politischen Philosophie des Albertus Magnus. Über alle Werke hinweg werden die Konstanten und Entwicklungslinien in den einzelnen Elementen seines politischen Denkens nachgezeichnet, zu einem systematischen Theorie-Entwurf verbunden und in den philosophiegeschichtlichen Kontext gestellt.
Die Studie macht dabei zweierlei deutlich: Erstens gelingt es Albertus Magnus durch die Rezeption der aristotelischen Texte, die Politik als eigenständige Wissenschaft zu restituieren und zu zeigen, worin die Bedeutung politischer Praxis für den Menschen besteht. Zweitens geht die Reetablierung der Politik als Wissens- und Handlungsfeld einher mit einer tiefgreifenden Weiterentwicklung des aristotelischen Ansatzes. Albertus Magnus transformiert das auf die griechische Polis bezogene und elitäre Politikverständnis des Aristoteles hin zu einer allgemeingültigen Konzeption, die auf dem Prinzip verantwortlichen Handelns naturrechtlich gleichgestellter, rationaler und freier Subjekte beruht. Damit steht er am Anfang unserer neuzeitlichen Vorstellung der Politik.
Über den Autor
Sven Lichtmann, Studium der Philosophie und Politologie, Promotion mit der vorliegenden Arbeit in Bonn, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Albertus-Magnus-Institut (Bonn), beauftragt mit der Edition des Politikkommentars Alberts des Großen, Forschung zur politischen Philosophie des Mittelalters