Die kaiserzeitliche Zentrumspartei, die in ihrer konfessionellen Prägung als einzige Volkspartei ihrer Zeit verstanden werden kann, ist seit den 1970er Jahren breit beforscht worden. Der Band sammelt einerseits Erträge, andererseits stellt er neue Perspektiven zur Diskussion. Er fragt, wie zeitgemäß die Parteiengeschichte sein kann und lotet die Nutzbarmachung neuerer theoretisch-methodischer Zugänge aus, die etwa unter der Überschrift "Kulturgeschichte des Politischen" oder dem Label "Globalgeschichte" firmieren. Die thematische Metaebene zielt auf das hochaktuelle Spannungsverhältnis von Religion und Gesellschaft im Allgemeinen und Kirche und Politik im Besonderen. Zudem soll der Ort des deutschen Kaiserreiches, dessen Untergang im Ersten Weltkrieg unverändert immenses Interesse erfährt, in der europäischen Geschichte diskutiert werden. Der Band nimmt das katholische Milieu und das sozio-kulturelle Portfolio der Abgeordneten in den Blick, er fragt nach Grundlagen, Inhalten und Wirkung der Zentrumspolitik, beleuchtet die Parteiorganisation in katholischen und Diasporaregionen, thematisiert das Problem des katholischen Antisemitismus, betrachtet das Zentrum im internationalen Kontext und nimmt sich der Zentrumstraditionen im 20. Jahrhundert an.
Über den Autor
Andreas Linsenmann studierte Diplomgesangspädagogik an der Staatlichen Hochschule für Musik Karlsruhe und der Musikakademie der Stadt Basel sowie parallel Musikwissenschaft und Neuere/Neueste Geschichte an der Universität Karlsruhe. Seit 2007 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich Zeitgeschichte des Historischen Seminars der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Markus Raasch studierte Geschichte, Germanistik und Erziehungswissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Von 2006-2013 war er wissenschaftlicher (Ober-)Assistent an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Zurzeit ist er Mitarbeiter am Arbeitsbereich Zeitgeschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.