«Zu runden oder halbrunden Geburtstagen möchte sich die jeweilige politische Klasse der Vorbildlichkeit und Dauerhaftigkeit ihres jeweiligen Regimes rühmend versichern.» (Hans-Peter Schwarz)
Das Buch „Gelenkte Geschichte“ untersucht das Spannungsverhältnis von inszenierter Geschichtspolitik einerseits und historischer Aufklärung im reflexiven Sinne andererseits – und das anhand der deutschen Erinnerungsjahre 2014, 2017 und, dies mehr im Ausblick, 2018.
Vorrangige Themen sind der Umgang mit 100 Jahre Beginn des Ersten Weltkrieges 2014, 500 Jahre Luthers Thesenanschlag 2017 und 400 Jahre Beginn des Dreißigjährigen Krieges 2018. Dabei werden insbesondere sogenannte „heiße Eisen“ wie Luthers Antijudaismus, sein Transport in die Zeitgeschichte und seine Behandlung in der Gegenwart aufgegriffen.
Diese zentralen Themen werden in ihrer erinnerungspolitischen Bedeutung mit anderen Themen – wie zum Beispiel: 2017 100 Jahre Oktoberrevolution, 2018 200. Geburtstag von Karl Marx wie auch 50 Jahre Kulturrevolution der „Achtundsechziger“ – kontrastiert.
Was war geschichtspolitisch prioritär, weshalb finden gerade Ereignisse, die Demokratie- und Parlamentarisierungsgeschichte symbolisieren und transportieren, im Staat des Grundgesetzes so wenig faktische Würdigung und Aufmerksamkeit?
Gegen alle intellektuellen Begrenzungen und Vorgaben wird hier, auf das jeweilige geschichtliche Thema bezogen, für unverstellte und unbequeme historische Neugier, den Mut zu wenig gefälligen Wahrheiten und die reflexive Offenheit plädiert.
Über den Autor
Peter März, Historiker, Dr. phil., geb. 1952 in Erlangen, bis 1983 im bayerischen Gymnasialdienst, dann Tätigkeiten im Bayerischen Innenministerium, in der Bayerischen Staatskanzlei, in der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit und zuletzt bis 2018 im Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte der „alten“ Bundesrepublik bis 1989, zum deutschen Wiedervereinigungsprozess, zum Kontext des Ersten Weltkrieges, zu Otto von Bismarck und zur Rolle frühneuzeitlicher deutscher Staatlichkeiten und Identitätsbildungen.