Im kirchlichen Umfeld ist das Thema „Anbetung“ heutzutage vor allem mit Bezug auf die eucharistische Anbetung präsent. Doch reicht es viel tiefer. Die Schultheologie des Hochmittelalters reflektiert den Themenbereich „Anbetung und Verehrung“ bzw. „Latrie und Dulie“ in grundsätzlicher Weise, indem sie über das Wesen, die verschiedenen Adressaten und die zugrundeliegende Tugend der Verehrung nachdenkt. Diese Debatten werden in der vorliegenden Arbeit nach dogmengeschichtlicher Methode analysiert.
Dabei wird der Schwerpunkt auf ausgewählte Autoren und deren thematisch einschlägige Abhandlungen gelegt (Summa Halensis, Albertus Magnus, Bonaventura, Thomas von Aquin). Zu deren angemessener Kontextualisierung werden nicht nur Autoren wie Roland von Cremona, Richard Fishacre und Robert Kilwardby vergleichend herangezogen, sondern auch die vorausgehenden anbetungstheologischen Entwicklungen der Frühscholastik sowie der Übergangsphase zur Hochscholastik (u.a. bei Wilhelm von Auxerre, Philipp dem Kanzler und Alexander von Hales) berücksichtigt.
Aus der Erhebung der oftmals nur mikroanalytisch voneinander abzugrenzenden Schritte des Denkweges ergibt sich ein repräsentatives und facettenreiches Bild der scholastischen Anbetungstheologie, die – trotz mancher eigener Schwächen – den heutigen Zugang zum Thema in vielfältiger Weise bereichern kann.
Über den Autor
Josef Otter, geb. 1996, Studium der Philosophie und Theologie an der Phil.-Theol. Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz, Promotion 2018 zum Dr. theol. an der Universität Augsburg im Fachbereich Dogmatik.