Seit der überraschenden Entdeckung des Originaltextes einiger Psalmenhomilien des Origenes (185–253/54) durch Marina Molin Pradel im April 2012 hat sich Lorenzo Perrone (Universität Bologna) intensiv mit dem Münchner Codex Graecus 314 befasst. Die Handschrift aus dem 12. Jahrhundert enthält Predigten über die Psalmen 15, 36, 67, 73–77, 80 und 81 (Septuaginta-Zählung). Die Echtheit der 29 Predigten, die alle dem Alexandriner zuzuweisen sind, ergibt sich sowohl aus äußeren (besonders aus dem Vergleich mit den Exzerpten in den Katenen-Handschriften) als auch aus inneren Kriterien der Sprache, des Stil und des Inhalts. Die Homilien sind ein einzigartiges Zeugnis für die vielfältige Psalmenauslegung des Origenes sowohl in Kommentaren als auch in Predigten. Der Aufsatzband erläutert das außerordentliche Interesse der Sammlung unter verschiedenen exegetischen, spirituellen und theologischen Aspekten und eröffnet einen neuen Zugang zu Origenes als „Mann der Bibel“.