Die Digitalisierung bewirkt Transformationsprozesse, die die Formen unseres Zusammenlebens grundlegend verändern. Dies betrifft nicht nur die Art, wie wir leben, Partner suchen, arbeiten, wohnen, konsumieren oder uns selbst präsentieren – auch die gesellschaftlichen Lebensbereiche wie Politik, Bildung, Wirtschaft und Gesundheit befinden sich in einem digitalen Wandel. Mit diesen Veränderungsprozessen sind nicht nur Hoffnungen, sondern auch Ängste verbunden, die die Ambivalenzen der Digitalisierung zum Ausdruck bringen.
Die Komplexität und die Wirkungstiefe digitaler Transformationsprozesse werfen Fragen nach deren Steuerbarkeit, nach ihren Zwecken bzw. nach möglichen Orientierungen auf:
• Welche technologischen Entwicklungen müssen reguliert werden?
• Wie kann eine entsprechende Legitimation erfolgen?
• Wer übernimmt Verantwortung?
• Wie und nach welchen Kriterien sind ethische Bewertungen vorzunehmen?
• Und nicht zuletzt: Gibt es Grenzen für diese Entwicklungen oder haben die Möglichkeiten des Machbaren die ethischen Fragen längst überholt und erledigt?
Die Texte des Sammelbandes nähern sich den digitalen Transformationen aus verschiedenen Perspektiven. Anhand unterschiedlicher Zugänge werden die Themenfelder „Digitalisierung und Gesellschaft“, „Körper und Technologie“ sowie „Digitalisierung und Demokratie“ entfaltet. Darüber hinaus werden die Konsequenzen für die Pflegearbeit und für den Umgang mit modernen Waffentechnologien als anwendungsbezogene Konkretionen diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
S. 9–19
Digitalisierung und Gesellschaft
Ivo Frankenreiter
Gibt es ein privates Leben im Digitalen? Informationelle Selbstbestimmung im Kontext von Nassehis Theorie der digitalen Gesellschaft
S. 20–38
Sebastian Kistler
In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Vermeintliche Wachstumszwänge auf dem Prüfstand
S. 39–52
Simon Reiners
Ko-Laboration: Arbeit 4.0 zwischen Theodor W. Adornos ‚Dialektik des Fortschritts‘ und Donna Haraways ‚Sympoiesis‘
S. 53–73
Körper und Technologie
Anna Puzio
Mensch, gut siehst du aus! Betrachtung der heutigen Körperoptimierung: Balancing Ethische Autonomie und Fremdbestimmung
S. 74–96
Caroline Helmus
Im Angesicht von Technik – der Mensch als Produkt und Produzent
S. 97–112
Digitalisierung und Demokratie
Alexandra Palkowitsch
Demokratie eingebettet in die digitale Welt. Eine sozialethische Suche nach Orientierung und das Konzept der embedded democracy
S. 113–129
Sebastian Dietz
Das digitale Subjekt. Das Zusammenleben im digitalen Raum und eine neue Konstruktion des Selbst
S. 130–146
Anwendungsbezogene Konkretionen
Eva Hänselmann
Digitalisierung der Pflegearbeit als soziale Innovation? Mobile Endgeräte als strukturierendes Element der Organisation und Interaktion in der Altenpflege
S. 147–164
Nicole Kunkel
Programmierte Autonomie? Autoregulative Waffensysteme als anthropologische Anfrage
S. 165–180
Timo Greger
Künstliche Intelligenz und moralische Verantwortung. Wer übernimmt die Verantwortung für moralisch illegitime Operationen von KI-gesteuerten Kampfrobotern?
S. 181–196
Max Tretter / Hannah Bleher / Maike Tischendorf
Das Digital Ethics Lab. Ein didaktisches Konzept forschenden Lernens zur Ausbildung digitaler Souveränität
S. 197–214
Autor*innenverzeichnis
S. 215–217