Das erste in Münster gedruckte Buch
Die lateinische Schulkomödie „Codrus“ (1485) ist das erste in Münster gedruckte Buch; sein Verfasser Johannes Kerckmeister war dort Leiter der Domschule. Das Stück, das hier erneut ediert wird, entsteht in der Phase des Umbruchs vom traditionellen mittelalterlichen zum neuen humanistischen Denken und ist für den nordwestdeutschen Raum mit Münster von großer Bedeutung. Kerckmeister schreibt zu Lebzeiten des Domherrn Rudolf von Langen, von dem ein nachhaltiger Einfluss auf den Münsterischen Humanismus ausging.
Der „Codrus“ schildert die Geschichte eines alten Latein-Lehrers, der sich aus seiner kleinen Dorfschule aufmacht, um sein Wissen durch das Studium an der Universität in Köln zu erweitern; seine Schüler haben nämlich seinen Unterricht verlassen und sich der neuen humanistischen Bildung zugewandt. In Köln fällt er ausgelassenen und sprachlich versierten Studenten in die Hände, die von den neuen Bildungsideen begeistert sind, seine Rückständigkeit erkennen und sich auf vielfältige Weise über sein rustikales spätmittelalterliches Latein lustig machen. In scherzhafter Weise wird er zum „Bakkalaureus in der Grammatik“ promoviert und kehrt mit einer fiktiven Promotionsurkunde in sein Dorf zurück, hinzugelernt hat er nichts. Alles war Spiel und Stil der Komödie, die sich stark an Plautus und Terenz anschließt.
Eine dem Text beigefügte erste Übersetzung des „Codrus“ will das Verständnis des recht schwierigen lateinischen Textes erleichtern und bemüht sich, viele Effekte des Originals zu adaptieren und so Kerckmeisters Sprache in ihrer schöpferischen Leistung zur Geltung zu bringen. Ein Untersuchungsteil beschreibt die Position des Dramas in den literarischen Kontexten de Entstehungszeit.
Ein Facsimile des Erstdrucks, der in der Univerersitäts- und Landesbibliothek Münster liegt, ist dieser Ausgabe beigefügt.