Welche theologisch-ethische Bedeutung hat die Moralphilosophie im „Opus maius“ des Franziskaners Roger Bacon? Dieser Fragestellung wird unter zweierlei Perspektive nachgegangen: zum ersten wird das Verhältnis der Moralphilosophie zu den im „Opus maius“ vorangegangenen empirischen Wissenschaften untersucht. Zu Vergleichszwecken werden dazu zwei arabische (al-Farabi und Avicenna) sowie zwei christliche (Hugo von St. Viktor und Bonaventura) Wissenschaftseinteilungen herangezogen. Als Ergebnis wird erarbeitet, dass die Moralphilosophie im „Opus maius“ als Regulativ der erfahrungsbezogenen Wissenschaften gesehen werden kann. Die zweite Perspektive ist diejenige auf den Inhalt der Moralphilosophie: zunächst werden als Vergleichsgrundlage die vernunftbetonende Ethik des Dominikaners Thomas von Aquin und die willensbetonende Ethik des Franziskaners Johannes Duns Scotus kurz vorgestellt. Als Ergebnis des Vergleichs wird erarbeitet, dass Roger Bacons Moralphilosophie bereits einen willensbetonenden Ansatz darstellt und welche Rolle Rhetorik und Poesie bei der Willensüberzeugung spielen.
Über den Autor
Dr. Astrid Schilling, geb. 1977, Studium der Katholischen Theologie und Altgräzistik für Lehramt an Gymnasien an den Universitäten Würzburg und Bristol (England); von 2008 bis 2015 Redaktionsleiterin der pastoraltheologischen Zeitschrift „Lebendige Seelsorge“, seit Mai 2012 Studienleiterin an der Katholischen Akademie in Bayern.