Die Beantwortung der Frage nach einer Leitidee im umfangreichen Werk Alberts des Großen ist zu einem erheblichen Teil abhängig von der Gewichtung der philosophischen und theologischen Interessen. Ein Blick in die Forschungsliteratur zu Albertus Magnus zeigt die Tendenz, dessen philosophische Wirksamkeit höher einzuschätzen als seine theologische. Um festzustellen, ob es sich dabei um eine selektive Wahrnehmung handelt oder diese Sichtweise durch die Werke des doctor universalis gedeckt ist, wird Alberts Oeuvre in einem diachronen Durchgang einer sorgfältigen Analyse unterzogen. Untersucht man die Wortvorkommen von philosophia und theologia in den verschiedenen Werken und deren Kontext, rückt eine Lehrentwicklung Alberts von den Frühwerken bis hin zur späten Summa in den Blick. Dabei wird deutlich, dass eine Interpretation, die Albert nur als Philosoph erscheinen lässt, zu kurz greift. Philosophie und Theologie werden von ihm methodisch sauber voneinander getrennt. Wenn es in den theologischen Wissenschaften dennoch zu einer Ambivalenz kommt, so liegt dies in der Semantik des Wortfeldes scientia. Eine Trennung des „wissenschaftlichen“ vom