Mit der Übersetzung der „Expositio paraenetica in Regulam Carmelitarum“, einem Schlüsseltext zur Spiritualität des Karmel, wird die Reihe der „Schriften des Forschungsinstituts der Deutschen Provinz der Karmeliten“ eröffnet. Ziel dieser Schriftenreihe ist es, Texte aus der karmelitanischen Tradition, Spiritualität und Geschichte in deutscher Sprache zugänglich zu machen.
Der Kommentar zur Karmelregel, den der Generalprior Johannes Soreth in der Mitte des 15. Jahrhunderts verfasste, entstand im Kontext der spätmittelalterlichen Ordensreform. Mit seiner tief in der monastischen Tradition des Mittelalters verankerten Auslegung der Karmelregel zielt er darauf ab, dem kontemplativen Leben in seinem Orden wieder mehr Raum und Bedeutung zu geben. Der Ruf nach einer „Rückkehr zum Geist des Ursprungs“ ist das Leitmotiv der Expositio paraenetica. Soreths Werk hat die Identität des Karmelitenordens in den Reformen des 15. und 17. Jahrhunderts entscheidend geprägt und wurde in der Frühen Neuzeit vor allem von den Protagonisten der Tourainer Reform weitergeführt. Johannes Soreth hat eine neue Kategorie und ein wirksames Instrument für seine Reformtätigkeit im spätmittelalterlichen Ordensleben geschaffen, deren Wirkung für die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens auch bis in unsere Gegenwart reicht.
Der bisher nur in lateinischer Sprache zugängliche Text wird hier erstmals in einer Übersetzung in eine moderne Sprache vorgelegt.
Über den Autor
Johannes Soreth O.Carm., Generalprior (1451-1471) und Reformer der Karmeliten, Begründer des 2. und 3. Ordenszweiges, wurde 1394 bei Caen geboren, trat dort wohl vor 1417 in den Karmelitenorden ein und starb am 25. Juli 1471 in Angers. Der Gedenktag des sel. Johannes Soreth wird am 24. Juli begangen.
P. Dr. Leo Groothuis O.Carm., der Übersetzer der Expositio paraenetica, lebt im Karmel Mainz.