Geld und Kirche. Diese Kombination sorgte schon seit der Entstehung des Christentums für Konflikte. Auch die nordafrikanischen Kirchen des vierten und frühen fünften Jahrhunderts bildeten dabei keine Ausnahme. Doch die Finanzen spielten eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der kirchlichen Strukturen. Gerade in der Zeit nach der Tolerierung und Förderung des Christentums durch Konstantin I. stellte sich die Frage, wie die Kirchen mit ihren wachsenden Ressourcen umgehen sollten. Die verschiedenen Antworten darauf lassen sich in den zahlreichen Quellen aus Nordafrika finden, mit deren Hilfe ein facettenreiches Bild der dortigen Kirchen gezeichnet wird.
Von entscheidender Bedeutung waren dabei die neuen Möglichkeiten, die sich aus dem wachsenden Besitz der Kirchen ergaben. Nun waren die Kirchen nicht mehr allein von den Spenden ihrer Mitglieder abhängig, sondern verfügten über eigene finanzielle Mittel. Gleichzeitig wuchsen jedoch auch die Ausgaben der Kirchen, da die kirchlichen Strukturen größer und komplexer wurden. Deswegen mussten neue, ausdifferenzierte Organisationsstrukturen geschaffen werden, die wiederum gegenüber den Gemeinden legitimiert werden mussten. Damit wurden grundlegende Entwicklungen eingeleitet, die auch über Nordafrika hinaus wirksam werden konnten.
Über den Autor
Ansgar Teichgräber studierte Alte Geschichte, Mittelalterliche Geschichte und Klassische Archäologie in München und Pavia (Italien) und wurde 2018 an der LMU München promoviert. 2013 bis 2014 war er wissenschaftliche Hilfskraft an der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts in München und von 2014 bis 2017 Doctoral Fellow der Graduiertenschule „Distant Worlds“ an der LMU München. Aktuell arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Erfurt.