Mit der Entstehung des rheinisch-westfälischen Industriegebiets entwickelte sich ein katholisches caritatives Milieu. Ein sichtbarer Ertrag waren die oft aus kleinsten Anfängen entstehenden Krankenhäuser. Die vormals rudimentäre ärztliche Versorgung des Ruhrgebietes konnte durch die neuen Anstalten deutlich verbessert werden. Auch die nach der Säkularisierung brachliegende Ordenskrankenpflege bekam durch viele Kongregationen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts einen neuen Auftrieb. Ihre Mitglieder übernahmen die Krankenpflege in insgesamt 85 Hospitälern an Rhein, Ruhr und Emscher.
Am Beispiel des Ruhrgebietes untersucht der Autor die Entwicklung der katholischen Krankenhäuser während der Industrialisierung bis zum Ersten Weltkrieg, wobei ein Hauptaugenmerk auf den Strukturen sowie den sozialen und religiösen Motiven der Akteure dieses Prozesses liegt. Dabei wird berücksichtigt, dass das Ruhrgebiet, ganz anders als im übrigen Deutschland, an vielen Orten durch eine Bevölkerung gemischtkonfessioneller und multinationaler Herkunft geprägt war.
Mit der vorliegenden Studie wird erstmalig ein Krankenhausmodell in einem räumlich größeren Bereich als einer Stadt untersucht. Die Erforschung des Krankenhauswesens, die in der Vergangenheit stark auf architekturhistorische Entwicklungen der Häuser konzentriert war, wirdin der Untersuchung durch eine sozialhistorischePerspektive ‚von unten’erweitert.