ZUM INHALT: Die Teilung der mit der Siedlungsbildung im Mittelalter entstandenen Marken im 19. Jahrhundert ist ein grundlegender Vorgang im ländlichen Raum Deutschlands gewesen, mit der eine entschiedene Trennung in der Landwirtschaft zwischen Mittelalter und Moderne verbunden war. Marken waren in Nordwestdeutschland in der Regel weitflächige, für den Ackerbau nicht nutzbare ländliche Flächen, die im ungeteilten, gemeinschaftlichen Besitz sowie in der Verwaltung und Nutzung der Markgenossen eines Dorfes- oder Kirchspiels standen. Sie umfassten Gehölze, Heiden, Moore und Grasland, die sowohl der Holz- wie Torfgewinnung als auch der Bienen- und vor allem der Viehweide dienten und über die Jahrhunderte hinweg vom Mittelalter bis zum Beginn des Industriezeitalters gerade für klein- und unterbäuerliche Bevölkerungen des Ortes, soweit sie markenberechtigt waren, existentiell wesentliche Ergänzungsräume waren, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Für die voll berechtigten Bauern verstärkten die Marken deren Gewinnerlöse in mehrfacher Weise.
Durch die weitgehend betriebene Übernutzung der ohnehin nur beschränkt nutzbaren Markengebiete befanden diese sich seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert zumeist in einem desolaten Zustand, so dass seit dieser Zeit die Aufteilung der Marken betrieben wurde, um durch die Privatisierung der Markenflächen unter den Berechtigten und eine intensivierte Landwirtschaft höhere Einkünfte und Wertzuwächse zu erreichen. Herzfeld war eines der ersten Kirchspiele in Westfalen, in dem bereits zwischen 1805-1811 die Aufteilung der großen Mark, die sich quer durch das nördliche Kirchspiel als »Herzfelder Feld« erstreckte, erfolgte. Sie ermöglichte zahlreichen kleinberechtigten Markengenossen auf den ihnen aus der Teilung der Mark zugewiesenen oder angepachteten kleinen Landparzellen eigene Kotten zu errichten und mit der zeitgleich erfolgten Aufhebung der Erbuntertänigkeit zugleich eine freie und eigenverantwortliche Landwirtschaft zu beginnen, die jedoch nicht ohne Existenznot war.
Das Buch gliedert sich in zwei Hauptteile. Der e r s t e befasst sich mit der von 1805 bis 1811 laufenden, ausgesprochen schwierigen Teilung der Herzfelder Mark. Er zeigt einerseits die auf dem Hintergrund der napoleonischen Zeit ausgefochtenen widerstreitenden Interessen der über hundert Marken-Nutzer, andererseits die auf den Teilungskompromiss und das Ende der Franzosenzeit folgende Aufbruchsstimmung unter den ehemaligen Markenberechtigten.
Im z w e i t e n Hauptteil konzentriert sich der Blick exemplarisch auf das Schicksal einer ganz bestimmten, vom damaligen Eigentümer verpachteten Teilungsparzelle. Es ist die Geschichte des um 1820 gegründeten Kottens Hundehege, der im Gegensatz zu vielen anderen seinerzeitigen Neugründungen sich durch die Zeitläufte behaupten konnte und bis ca. 1970 Landwirtschaft betrieb.
ZUM AUTOR: Geboren 1936 in Beckum. Nach dem Studium (Geschichte, Anglistik) mehrere Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Forschungsprojekt Deutsche Reichstagsakten mit anschließender Promotion (Militärgeschichte). Von 1968 bis 2000 im höheren Schuldienst. Lokal- und regionalgeschichtliche Veröffentlichungen zur NS-Zeit und zur deutschen Nachkriegsgeschichte.