Fragen der Macht sind omnipräsent. Wann immer und wo immer Menschen handeln und zusammenkommen, spielt Macht eine Rolle. Entsprechend vielschichtig gestalten sich die damit verbundenen Phänomene und Diskurse: Sie beinhalten die positiv verstandene Handlungs- und Gestaltungsmacht ebenso wie die Aspekte von Übergriffigkeit, Einschränkung von Freiheit oder Machtmissbrauch. Es geht einerseits um Macht, die implizit, auf subtile Weise wirksam wird, und andererseits um Macht, die sich explizit, offen wahrnehmbar äußert.
Die faktischen Wirkungen von Macht in unserem Zusammenleben bedürfen einer ethischen Reflexion, die die gesamte Breite und Komplexität des Begriffs in den Blick nimmt.
Welche unterschiedlichen Theorien der Macht gibt es und wie werden diese in sozialethischen Arbeiten rezipiert? Wie ist Macht ethisch zu bewerten? In welchem Verhältnis stehen Macht und Vulnerabilität?
Wie und wodurch konkretisiert sich Macht in gesellschaftlichen Strukturen, im politischen Raum, in Institutionen und Organisationen, aber auch in privaten Kontexten? Wo sind Machtverhältnisse sichtbar, wo sind sie unsichtbar? Inwiefern werden gewisse Diskurse selbst machtvoll geführt?
Wo liegen die Grenzen der Ausübung von Macht und wie lassen sich diese bestimmen? Was hilft dabei, Machtmissbrauch zu verhindern? Wie sehen wirksame Schutzmechanismen aus? Wie gelingt die Einbeziehung der Unsichtbaren und Nicht-Gehörten in Machtdiskurse?
Die angemessene ethische Reflexion der Macht bedarf der Auseinandersetzung mit der Machttheorien ebenso wie der Analyse konkreter (Macht-)Praktiken. Dabei finden klassische Theorien ebenso Berücksichtigung wie aktuelle Entwicklungen und Ansätze. Die diskutierten Praktiken aus dem wissenschaftlichen, politischen und kirchlichen Bereich werden in analytischer Schärfe sichtbar gemacht und mit normativer Klarheit kritisiert.
Inhaltsverzeichnis
EinleitungS. 13–18
Elisabeth Zschiedrich
Max Weber: Leben als KampfS. 19–26
Lukas Schmitt
Hannah Arendt: Macht als kommunikative VerständigungS. 27–36
Sebastian Dietz
Michel Foucault: Subjektivierende MachtS. 37–44
Isabella Senghor
Niklas Luhmann: Macht als ErfolgsmediumS. 45–52
Open Access
Download PDFFelix Geyer
Rainer Forst: Noumenale Macht als kritische TheorieS. 53–64
Timo Hartmann
Macht durch Freiheit. Über die Regierungstechnik des NeoliberalismusS. 65–78
Noreen van Elk
Rainer Forsts Theorie der noumenalen Macht aus der Perspektive der Christlichen FriedensethikS. 79–94
Ivo Frankenreiter
Die Macht der Dinge. Zur Bedeutung nichtmenschlicher Mittler für die Analyse von MachtbeziehungenS. 95–110
Denise Wallat
Von der Macht des Sprechens. Performativitätstheoretische Überlegungen im Anschluss an Judith ButlerS. 111–126
Simon Faets
Postkoloniale Machtkritik in Zeiten des Klimawandels. Reflexionen zu einer planetarischen Ethik im Dialog mit Achille Mbembe und Dipesh ChakrabartyS. 127–142
Isabella Senghor
Macht Wissenschaft Macht? Theoretische und methodische Überlegungen am Beispiel der Rezeption der Werke von Gustavo GutiérrezS. 143–158
Open Access
Download PDFFelix Geyer
Macht in der Seelsorge. Neucodierungen auf Basis von Erkenntnissen zum spirituellen MissbrauchS. 159–178
Sebastian Dietz
Der Synodale Weg: Fragmente einer MachtanalyseS. 179–198
Lukas Schmitt
Macht von Grenzen – Macht über Grenzen. Eine migrationsethische Betrachtung im Spannungsfeld universaler und partikularer PerspektivenS. 199–216
Elias Unger
Menschenrechte und Macht. Zur Dialektik eines politischen ProjektsS. 217–228
Isabel Stunder
Partizipation Macht Freiheit. Das ermächtigende Potenzial von PartizipationS. 229–244
Pavlos Leußler
Rhetorische Strategien zur Verschleierung politischer Verantwortung. „Alternativlosigkeit“ und „Ohnmacht“ als MachtmittelS. 245–262
Alexandra Palkowitsch und Edith Wittenbrink
Macht – omnipräsent und doch tabu? Theorien und Praktiken einer menschlichen GrundkategorieS. 263–276
Autor:innenverzeichnisS. 277–279