Die gegenwärtigen sozialpolitischen und ökonomischen Veränderungen bringen die traditionelle Architektur des Sozialstaats ins Wanken. Seine Krise zeichnet sich sowohl durch die unsicher gewordene Finanzierung wie auch durch die Unklarheit hinsichtlich seiner Ziele und normativen Fundamente aus. Die christliche Sozialethik wird sich künftig verstärkt auf der „Baustelle Sozialstaat“ einbringen müssen, wenn normative Kriterien wie Gerechtigkeit und Solidarität deutlicher im gesellschaftlichen Diskurs über die Zukunft der sozialen Sicherung präsent sein sollen. Wie sollen Partizipationsrechte und Verantwortungspflichten des Einzelnen gegenüber der Verantwortung staatlicher Akteure künftig austariert werden? Neue sozialpolitische Arbeitsmodelle und Innovationen in den Bereichen Bildung, Erziehung, Gesundheit, und Armutsprävention müssen einer ethischen Analyse und Kritik unterzogen werden.
Mit dem vorliegenden Band wird diesem Anspruch christlicher Sozialethik auf zwei Wegen entsprochen. Zum einen durch eine Auseinandersetzung über die normativen Grundlagen des Sozialstaats und zum anderen mittels einer sozialethischen Analyse ausgesuchter gesellschaftlicher Kontexte und politischer Handlungsfelder.
Inhaltsverzeichnis
Stefan Kurzke-Maasmeier / Christof Mandry / Christine Oberer
Einleitung
S. 7–14
Grundlagen
Stefan Kurzke-Maasmeier / Christof Mandry / Christine Oberer
Normative Sozialstaatsbegründungen
S. 15–36
Johannes J. Frühbauer
Ungleichheit rechtfertigen? Notizen zur Idee der ‚komplexen Gleichheit‘ und zur Balance zwischen Freiheit und Gleichheit
S. 37–54
Elmar Nass
Was ist ein legitimer Sozialstaat? Bausteine für eine christliche Antwort
S. 55–70
Axel Bohmeyer
Die sozialkatholischen Grundlagen des Sozialstaats in der Berliner Republik
S. 71–90
Gesellschaftliche Kontexte und politische Handlungsfelder
Eike Bohlken
Bürgergesellschaft versus Sozialstaat? Die Gemeinwohlpflichten wirtschaftlicher Eliten als Beitrag zur Konsolidierung des Sozialstaats
S. 91–110
Stefan Kurzke-Maasmeier
Aktivierende Soziale Arbeit im reformierten Sozialstaat. Professionelle Herausforderungen und sozialethische Kritik
S. 111–128
Axel Bernd Kunze
Familienwahlrecht. Instrument gegen die strukturelle Benachteiligung von Familien?
S. 129–148
Klaus Oostenryck
Kompensation der Folgen von Kinderarmut. Eine These zum Subsidiaritätsprinzip
S. 149–164
Thomas Wienhardt
Netzwerkfaktoren gegen Arbeitslosigkeit
S. 165–180
Christof Mandry
Menschenwürdige Pflege gerecht finanzieren. Ausgangspunkte für eine ethische Bewertung der Pflegeversicherung und ihres Reformbedarfs
S. 181–200
Christiane Eckstein
Geschlechtergerechte Familienpolitik? Das Bundeserziehungsgeldgesetz und seine Auswirkungen auf die familiäre Arbeitsteilung
S. 201–220
Armin Schneider
Ohne Organisationen ist kein (Sozial-)Staat zu machen. Ethische Ansprüche in Organisationen
S. 221–238
Autorinnen und Autoren
S. 239–240