Im ersten Teil des Buches geht es um eine Orts- und Aufgabenbestimmung der Christlichen Sozialethik. Zu diesem Zweck gilt es zunächst, Moral und Glaube, die beiden Gegenstandsbereiche der theologischen Ethik, in ein sinnvolles Verhältnis zueinander zu setzen. Mit Hilfe einer in der kantischen Tradition beheimateten Freiheitsanalyse lässt sich zeigen, dass unbedingtes Sollen auf einen ebenso unbedingten – und das heißt: religiös konnotierten – Sinn verweist. Wird dieser Sinn nicht nur als philosophische Idee gedacht, sondern als ein im historischen Christusereignis tatsächlich ein für alle Mal zugesagter geglaubt, so erweist sich die entsprechende moralische Praxis als christliche Glaubenspraxis, und eine hierauf reflektierende Wissenschaftsdisziplin darf sich mit guten Gründen Theologische Ethik nennen.
Im zweiten Teil werden sozialethische Konsequenzen aus der Einsicht gezogen, dass unbedingtes moralisches Sollen letztlich nichts anderes meint als die Anerkennung von Freiheit durch Freiheit. Dazu ist das menschliche Handlungsvermögen, also die empirische Realisierungsbedingung von Freiheit, als zentrales Rechtsgut auszuweisen. Auf der Grundlage eines handlungsreflexiven Ethikansatzes gelingt dieser Nachweis ebenso, wie sich mit seiner Hilfe auch die wesentlichen Konturen einer anspruchsvollen Theorie sozialer Gerechtigkeit skizzieren lassen. Zum Schluss des Buches wird am heuristischen Leitfaden einer Wirtschaftsbiographie gezeigt, welche konkreten gesellschaftlichen Bedingungen verwirklicht sein müssen, damit aus den Ärmsten der Armen handlungsfähige Subjekte im umfassendsten Sinn des Wortes werden können.