»Wie sich die Augen der Nachteule zum Tageslicht verhalten, so die Vernunft unserer Seele zu dem was, seiner Natur nach am offenbarsten ist.« Dieser Vergleich des Aristoteles am Anfang der Metaphysik (II, 993b9-11) hat in der mittelalterlichen Philosophie Anlass gegeben zu verschiedenen Interpretationen. Was hier zur Diskussion steht, ist die Frage, ob dem Menschen eine Erkenntnis dessen möglich ist, was sich der sinnlichen Wahrnehmung entzieht. Kann der Geist, der mit dem Körper verbunden ist, die »substantiae separatae« erkennen, die ersten Ursachen dieser Welt, die selbst diese physische Ordnung überschreiten. Es ist die scholastische Version der modernen Frage nach der Möglichkeit der Metaphysik. In dieser »Lectio Albertina« untersucht Carlos Steel am Beispiel der Interpretation des Nachtvogel-Gleichnisses, wie unterschiedlich Thomas und Albert die Frage nach der erkenntnistheoretischen Grundlage der Metaphysik beantwortet haben. Die Differenz zwischen beide Positionen wird auch die spätere Diskussion bis in die Renaissance kennzeichen.