Die spätmittelalterliche Veme umfasst mit ihrem legendären Rückgriff auf Karl den Großen und mit dem zum Teil verzerrten Nachleben bis in die Gegenwart einen Zeitraum von 1200 Jahren. Räumlich blieb sie nicht auf Westfalen beschränkt. Mit ihrer Schrecken verbreitenden Gerichtsbarkeit in dem weit gesteckten Rahmen von Mord und Raub bis hin zu einfacher Rechtsverweigerung reichte sie bis an die Grenzen des deutschen Sprachraums. Selbst Päpste interessierten sich für sie. Könige/Kaiser, Herzöge, Bischöfe, Grafen, Herren, Bürgermeister und Räte, ja, auch arme Leute zog sie in ihren Bann, Geistliche, Frauen und Kinder nicht, Juden entgegen eigener Rechtssetzung doch. Innerhalb dieser zeitlichen, räumlichen, personellen und sachlichen Koordinaten hat das Buch seinen Platz.
Im Mittelpunkt steht die spätmittelalterliche Geschichte des Vemegerichts. Zum Nachleben gehört nicht nur der Reiz, den der wilde Schoß an dem Baume der deutschen Rechtsgeschichte (Friedrich Philippi) auf Dichter und Kunstschaffende des 19. Jahrhunderts ausgeübt hat. Feme genannte Zeichen aus der menschen- und kunstverachtenden Subkultur, die den Konsumenten moderner Printmedien oft begegnen, machen am Ende deutlich, wie die Veme des späten Mittelalters und die Feme der Jetztzeit bis hin zu orthografischen Konsequenzen als verschiedene Handlungsweisen zu begreifen sind.
Das Bild als Ausdruckform des geheimnisvollen Phänomens und seiner Geschichte mag überraschen. Und doch: Der Autor hat ca. 400 Abbildungen zusammen-getragen und mit ausführlichen Legenden versehen. So ist ein Bildband entstanden, der über die westfälische Veme als Teil der deutschen Rechts- und Kulturgeschichte sowie über die Veme als kulturverneinende oder illegale Gegenwartsäußerung über Westfalen hinaus Leser und Leserinnen in allen deutschsprachigen Ländern erstmals in Wort und Bild umfassend informiert