Der Jesuitentheologe Francisco Suárez (1548–1617) gilt als entscheidende Vermittlungsgestalt philosophisch-theologischen Denkens auf der Schwelle zwischen Mittelalter und früher Neuzeit. In der jüngeren Forschung hat seine dogmatische Theologie im Vergleich zum Metaphysikentwurf eher geringe Beachtung gefunden. Diese Lücke versucht die vorliegende Studie für die Trinitätslehre des Suárez zu schließen, die in ausführlicher Fassung 1606 erstmals publiziert wurde. Nach einer historisch-systematischen Einleitung bietet die Arbeit einen analytischen Gang durch alle Bereiche des suárezischen Traktats, der in dichter Synthese die gesamte Trinitätsspekulation seit Beginn des Hochmittelalters widerspiegelt. Querbezüge zu theologischen Nachbartraktaten kommen ebenso ans Licht wie Diskussionen, die Suárez mit Zeitgenossen, etwa seinem Ordensbruder Gabriel Vázquez, geführt hat. Die Studie weist nach, daß Suárez einen selbständigen Weg zwischen den maßgeblichen Autoritäten Thomas von Aquin und Johannes Duns Scotus, aber auch unter Berücksichtigung nominalistischer Konzeptionen einschlägt. Seine Stellungnahme zu philosophischen Grundthemen (Transzendentalien, Distinktionen, Relationen, Personalität) bildet die Basis der theologischen Explikation, muß sich jedoch ihrerseits von den Ansprüchen der Glaubenslehre Zielmaß und Richtung vorgeben lassen. Die suárezische Trinitätslehre erweist sich so als historisch wie systematisch gleichermaßen interessantes Paradigma spekulativer Dogmatik in der letzten großen Epoche ihrer lebendigen scholastischen Entfaltung.