Die Erinnerung an den Beginn der Reformation im Jahre 1517, die erstmals im Abstand eines Jahrhunderts begangen wurde, kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Das Konzil von Trient (1545–1563) hingegen wurde erstmals im Jahre 1845 Gegenstand einer Jubiläumsfeier. Seitdem sind Jubiläen der Eröffnung und des Abschlusses des Tridentinums mit einer gewissen Konstanz begangen worden. Lediglich der 350-jährigen Wiederkehr dieser Ereignisse scheint weder 1895 noch 1913 gedacht worden zu sein. Alle diese Feiern zeigen, dass jede Zeit sich ihr Trientbild gezimmert hat. Eine spannende Frage ist, wie sich das offiziell zelebrierte zu dem wissenschaftlich erforschten der jeweiligen Zeit verhält. Die in diesem Heft erstmals zweisprachig versammelten Schreiben und Ansprachen der Päpste von Pius IX. aus dem Jahre 1863 zu Franziskus im letzten Jubiläumsjahr 2013 lassen, soweit sie sich nicht in Stereotypen ergehen, durchaus eine Rezeption der wissenschaftlichen Forschung erkennen. Dies gilt vor allem für die wenig bekannte Ansprache, die Papst Johannes Paul II. 1995 am Ort des Geschehens, im Trienter Dom, gehalten hat.
Über den Autor
Dr. Peter Walter seit 1990 Univ.-Professor für Dogmatik und Direktor des Arbeitsbereichs Quellenkunde der Theologie des Mittelalters (Raimundus-Lullus-Institut) an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg i. Br., seit 2004 Vorsitzender der „Gesellschaft zur Herausgabe des Corpus Catholicorum e.V.“