In dem kurzen Schriftchen „Julius exclusus e coelis“, einer zuerst 1517 in Speyer gedruckten bitterbösen Satire gegen den verstorbenen Papst Julius II. (1503–1513), spiegeln sich in höchst verdichteter Form die Grundkonflikte der Jahre vor der abendländischen Kirchenspaltung: Konziliarismus und Papalismus, gallikanische und humanistische Papstkritik. Neben dem Inhalt der Schrift ist es der seit fünfhundert Jahren währende Streit um die Verfasserschaft, die die Einschätzung ihrer zeitgenössischen Rolle und ihrer Wirkungsgeschichte bestimmt. Erasmus von Rotterdam hat die Autorschaft stets mit guten Gründen zurückgewiesen, aber mit dem Makel des „vir duplex“ galt er weithin als nicht glaubwürdig und wurde folglich lange Zeit als Autor gehandelt. Peter Fabisch sucht demgegenüber in seiner umfassenden und detaillierten Studie nachzuweisen, dass der Julius-Dialog eine für die Zeit des Humanismus typische Gemeinschaftsarbeit darstellt. Während Erasmus wohl eine ideelle, wenn auch nur partielle Vaterschaft zugeschrieben werden kann, haben im komplexen Verlauf der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der Schrift insbesondere Fausto Andrelini, Ulrich von Hutten und Beatus Rhenanus Einfluss auf deren Inhalt und Gestalt genommen. Ausgehend von den in der Schrift angesprochenen, zeitgenössisch heiß diskutierten Themen, zeichnet vorliegende Studie ein lebendiges Bild der politischen, religiösen und intellektuellen Kräfteverhältnisse am Vorabend der Reformation.