Die vorliegende Strukturstudie befaßt sich vor dem Hintergrund der lutherischen Konfessionalisierung Kursachsens am Beispiel der Wittenberger Universität problemorientiert mit der Reformtätigkeit Jakob Andreäs im albertinischen Territorium in den Jahren von 1576 bis 1580. Der württembergische Theologe Andreä wurde 1576 durch Kurfürst August nach Sachsen berufen. Der »landfremde« Kirchenpolitiker sollte nach der Krise des kursächsischen Philippismus die Kirchen, Schulen und Universitäten im albertinischen Sachsen im orthodox-lutherischen Sinne neu ordnen, und zwar nach dem Vorbild seines südwestdeutschen Heimatterritoriums Württemberg. Im Zentrum der Untersuchung steht zum einen das Ringen um den Gestaltwandel in Kirche und Staat zwischen Jakob Andreä als Interessenvertreter des sächsischen Kurfürsten August und den Protagonisten der Wittenberger Universität. Zum anderen werden die Bestimmungen der als Ergebnis der Reformen im Jahr 1580 erschienenen Universitätsordnung ausführlich erörtert. Dabei wird untersucht, inwieweit das württembergische Modell in die neue Ordnung einfloß, aber auch, welche althergebrachten kursächsischen Traditionen gewahrt blieben. Schließlich wird ein Vergleich mit der anderen kursächsischen Hohen Schule, der älteren Alma mater Lipsiensis, vorgenommen. So gesehen, versteht sich die Studie auch als ein Beitrag zur Entstehung und Ausformung des orthodoxen Luthertums im mitteldeutschen Kernland der Reformation zwischen Augsburger Religionsfrieden und der Vorgeschichte des Dreißigjährigen Krieges.