Mit „Ideal und Praxis“ war die Tagung überschrieben, die aus Anlass des 400. Todestages des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn (reg. 1573–1617) durchgeführt wurde. Ihr Ziel war es, nicht nur diese geradezu idealtypische Bischofsgestalt der katholischen Reform und Gegenreformation, sondern vor allem die weiterreichende Fragestellung „Bischöfe und Bischofsamt im Heiligen Römischen Reich. 1570–1620“ in den Blick zu nehmen. Der gleichnamige Sammelband dokumentiert diese Tagung.
Die einzelnen Beiträge erschließen die Impulse zur Erneuerung des Bischofsamtes ebenso wie die kirchenpolitischen Koordinaten der geistlichen Staaten und ihrer Repräsentanten – der sog. Reichskirche – im Beziehungsgeflecht von Kurie, Kaiser und Reichsständen unter den Bedingungen der konfessionellen Systemkonkurrenz in der Ära zwischen dem Konzil von Trient (1563) und dem Dreißigjährigen Krieg (1618). Weitere Aspekte sind: die Bedeutung der Weihbischöfe im Prozess der Neuprofilierung des katholischen Bischofsamtes, die bischöflichen Repräsentations- und Lebensformen sowie das Agieren der Bischöfe als Wirtschaftspolitiker oder gar Unternehmer. Ausführlich wird ein brisantes Thema jener Zeit behandelt, nämlich die Rolle der Bischöfe bei den sich verschärfenden Hexenverfolgungen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
S. IX–XI
Peter Walter (✝)
Das tridentinische Bischofsideal und seine Wurzeln
S. 1–16
Rainald Becker
Humanistische und „jesuitische“ Intellektuelle – Repräsentationen des Bischofs im 16. Jahrhundert
S. 17–68
Bettina Braun
Die Repräsentation der Fürstbischöfe: geistliche Hirten oder weltliche Landesherren?
S. 69–86
Rotraud Becker
Die Kurie, die Nuntien und die Reichskirche
S. 87–112
Dieter J. Weiß
Kampf um den Bischofsthron – Domkapitel, Wahlszenarien, Koadjutorenregelungen, dynastische Politik
S. 113–126
Klaus Unterburger
Das Bischofsamt der Weihbischöfe
S. 127–138
Mark Häberlein
Wirtschaftspolitik im Spannungsfeld von Staatsräson, „guter Policey“ und Glaubenseinheit. Geistliche Territorien in der Zeit Julius Echters
S. 139–164
Rita Voltmer
Hexenbrenner und Hexenbischöfe – Zur (De)Konstruktion eines Verfolgungsparadigmas (16.–21. Jahrhundert)
S. 165–252
Wolfgang Weiß
Julius Echter von Mespelbrunn (1573–1617) – Reichsfürst und Reformbischof
S. 253–278
Markus Wriedt
Von geistlicher Gemeindeleitung und bischöflicher Administration. Ein diachroner Überblick zum Wandel evangelischer Vorstellungen zu kirchenleitenden Ämtern bis zum 17. Jahrhundert
S. 279–302
Matthias Asche
Im Spannungsfeld von dynastischer Politik, drohender Säkularisation und persönlichem Regiment – evangelische Bischöfe der Germania Sacra im Konfessionellen Zeitalter
S. 303–326
Enno Bünz
Mitteldeutsche Bistümer und evangelische Landesherren: Das langwierige Ende von Bischofsherrschaft und Bischofsamt im „Mutterland der Reformation“ bis 1581
S. 327–350
Volker Leppin
Die Tagung „Ideal und Praxis“ – Perspektiven der Forschung
S. 351–358
Register
S. 359–374
Autorenverzeichnis
S. 375