Einer der bedeutendsten Ireniker des 16. Jahrhunderts war Georg Cassander (1513 – 1566). Bis zu seinem Lebensende galt sein schriftstellerischer Einsatz einem ausgleichenden Weg zwischen den entstandenen Konfessionen.
Galt diese Milde und Besonnenheit auch den Täufern? Deren fundamental anderes Taufverständnis verlangte auf katholischer wie reformatorischer Seite eine systematisch-theologische Absicherung der Kindertaufe, und damit zugleich eine genauere Bestimmung des Verhältnisses von Schriftzeugnis und kirchlicher Tradition.
Cassander steht mitten drin in dieser Diskussion und legt in seiner auffallend unpolemischen Art jene Fäden aus, die in der Gegenwart, da die Kindertaufe neuerdings begründungspflichtig wird, wieder aufzugreifen sind.
Mehrfach disputierte er mit inhaftierten Täufern und hielt die Debatten in Protokollen fest. Als Resümee und Grundlage für weitere Streitgespräche verfasste er seine Schrift „De Baptismo Infantium“.
Diese Texte werden daraufhin befragt, bis zu welchem Grad Cassander bereit war, die Glaubenslehren und -praktiken der Täufer mit in sein Konzept eines „Königsweges“ zwischen den Konfessionen aufzunehmen. Bot die Prämisse von der Heilsnotwendigkeit der Taufe hier überhaupt einen Spielraum? Zugleich ergeben sich neue Einblicke in die Biographie Cassanders, das niederrheinische Täufertum und die Religionspolitik in Jülich-Kleve-Berg.
Über den Autor
Studium der katholischen Theologie, Geographie und Mathematik an der Universität Freiburg. 2005-2011 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Freiburger Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte. Heute im Schuldienst tätig, sowie als Dozent für Historische Theologie an der Katholischen Hochschule Freiburg.