Der Traktat zu den Eigenschaften Gottes war für längere Zeit beinahe aus der Materialdogmatik verschwunden, galt er doch als zu ‚metaphysisch’ und zu ‚abstrakt’, weil zu weit entfernt von der biblischen Gottesrede. Mit diesem Verschwinden hatte sich die systematische Theologie aber auch eine Blindheit in Hinsicht auf ihre ‚ontologischen Verpflichtungen’ in der Gotteslehre eingehandelt. Dabei konnte sie nicht mehr wahrnehmen, dass in der analytischen Religionsphilosophie seit einigen Dekaden bereits eine intensive Diskussion um die Eigenschaften Gottes – in ihrer einzelnen Bedeutung genauso wie hinsichtlich ihrer Kombinierbarkeit – geführt wird, die nichts weniger zum Gegenstand hat als die Frage, ob der monotheistische Gottesbegriff konsistent und verständlich ist.
Der vorliegende Band dokumentiert eine erste, intensive Diskussion zwischen systematischen Theologen beider Konfessionen und analytischen Philosophen/innen unterschiedlicher Provenienz zur so genannten Eigenschaftslehre. Das Buch will dabei eine Brücke schlagen zwischen verschiedenen Arten des Denkens und zugleich in das Projekt einer ‚Analytischen Theologie’ einführen. Auch wenn die Beiträge eher die Umrisse des Problems als die definitiven Lösungen skizzieren, liefern sie doch einen Anstoß dafür, das Thema der Eigenschaften Gottes auch theologisch mit Nachdruck auf die Agenda zu setzen.
Über den Autor
Prof. DDr. Thomas Marschler ist Ordinarius für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg.
Prof. DDr. Thomas Schärtl ist Professor am Lehrstuhl für Philosophische Grundfragen der Theologie an der Universität Regensburg.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Herausgeber
S. 1–2
Thomas Marschler
Die Attribute Gottes in der katholischen Dogmatik
S. 3–34
Wolf Krötke
Die Attribute Gottes in der neueren deutschsprachigen evangelischen Dogmatik
S. 35–48
Michael Rea
Die Eigenschaften Gottes als Thema der analytischen Theologie
S. 49–68
Eleonore Stump
Allgegenwart und Einwohnung Gottes
S. 69–96
Klaus Müller
All-Einheit christlich – eine kleine Provokation mit Folgen
S. 97–116
Uwe Voigt
Gott und Raum – Revisited
S. 117–128
Christian Tapp
Unendlichkeit Gottes
S. 129–152
Uwe Meixner
Die fundamentale Zusammensetzung der Gegenstände und die Einfachheit Gottes. Eine axiomatisch-logische Rekonstruktion
S. 153–230
Eleonore Stump
Die Einfachheit Gottes und Thomas von Aquins Quanten-Metaphysik
S. 231–250
Klaus von Stosch
Allmacht als Liebe denken: Zur Verteidigung einer theologischen Grunderkenntnis neuerer Theologie
S. 251–266
Christian Weidemann
Sind Allmacht und moralische Vollkommenheit kompatibel?
S. 267–286
Edmund Runggaldier
Ewigkeit Gottes als zeitlose Vollkommenheit
S. 287–300
Oliver Wiertz
Divine Temporality – Gottes Zeitlichkeit
S. 301–328
Martin Hailer
Gottes Vorherwissen als theologisches Problem
S. 329–346
Ruben Schneider
Warum Konsequenzargumente in der Religionsphilosophie nutzlos sind
S. 347–362
Godehard Brüntrup / Ruben Schneider
Complete Concept Molinism – Der Molinismus vollständiger Begriffe
S. 363–378
Thomas Schärtl
Einfachheit Gottes und die Trinität
S. 379–410
Bernhard Nitsche
Der Drei-Eine Gott als Freiheitskommerzium. Versuch über das trinitarische Selbstsein und die Eigenschaften Gottes
S. 411–444
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
S. 445–446
Namensregister
S. 447–452