Antoninus von Florenz (1389-1459) gilt als einer der Vorläufer der sich später entwickelnden Disziplin der katholischen Moraltheologie. Die im 15. Jahrhundert für das Fach bedeutsame Bußtheologie des Erzbischofs von Florenz wird anhand seiner Confessionali (Bußbücher), die nicht nur den Beichtvätern, sondern auch den Laien zugedacht waren, und in seiner vierbändigen Summa theologica in diesem Buch untersucht.
Neben einer Biographie, die Antoninus im Übergang vom Spätmittelalter zur Renaissance zeichnet, wird sowohl die Gebrauchsliteratur für den Alltag als auch die gelehrte Summe auf ihre Quellen hin – seien sie biblischer, kirchenrechtlicher Natur o. Ä. – analysiert. Die größtenteils eigenständige und eigenwertige Leistung des Dominikaners, welche ihm in zahlreichen Fehleinschätzungen und Abschreibetraditionen (er sei unselbständiger Thomist, bloß sammelnder Enzyklopädist oder probabilistischer Kasuist) abgesprochen wurde, wird herausgearbeitet, was ihn aus dem Schatten des Thomas von Aquin löst. Die programmatische Ausrichtung auf die ‚Seelenführung über alle Hindernisse hinweg‘ durchzieht die moralhistorische Analyse seiner Bußtheologie, welche das Individuum in seiner Eigenart ernst nimmt, ihm größtmögliche Sicherheit im Einzelfall gewährt und besonders das alltägliche Ringen um das richtige Handeln fokussiert. Wie er als Person aber auch seine Schriften und vor allem seine Bußtheologie für die Entwicklung des Faches gewirkt haben, steht am Ende dieser theologiegeschichtlichen Einordnung des Antoninus von Florenz, die sowohl das Zeitgebundene als auch das Fortdauernde seines Moraltheologietreibens akzentuiert.
Über den Autor
Prof. Dr. Kerstin Schlögl-Flierl, Studium der Katholischen Theologie und Germanistik in Regensburg und Rom, Promotion zum Thema Glück in Regensburg und Boston, Habilitationsschrift zu den Bußschriften des Antoninus von Florenz in Regensburg und Wien, Inhaberin des Lehrstuhl für Moraltheologie an der Universität Augsburg